Benutze Strahlenschutzanzug. Benutze Schlüsselkarte mit Schlitz. Benutze Schalter. Dies waren die letzten Anweisungen, die Spieler Ende der 1980er Jahre bei "Maniac Mansion" eingeben mussten, um die Welt zu retten. Was nur noch eine wunderbare Erinnerung an die Anfangszeiten der "Point&Click-Adventures", also von Abenteuern am Computer, die man durch Anklicken von Befehlen lösen konnte, ist, war damals in aller Munde und jedem Spieler bekannt. Man denke nur an "Benutze Hamster mit Mikrowelle".
Ebenso bekannt: "Vorsicht, hinter dir, ein dreiköpfiger Affe!" - ein Spruch aus dem Piratenspiel "Monkey Island". Es war der Anfang der Blütezeit der Computerspiele, und diese war eng mit einem Namen verbunden: Lucasfilm Games. Anfang Mai 1982 gründete George Lucas, Schöpfer von "Star Wars" und "Indiana Jones", sein eigenes Studio für Spiele als Tochterfirma der Lucasfilm Ltd. Zu dieser "Computer-Division" gehörte noch ein weiteres kleines Unternehmen namens Pixar. Sinn und Zweck der Spieletochter war es zunächst, technische Möglichkeiten und neue Erzählmethoden in Computerspielen auszuloten beziehungsweise herauszufinden. Ein weiterer Grund, wenn nicht sogar der Hauptgrund für die Gründung, war es, die Gewinne aus den Filmreihen "Star Wars" und "Indiana Jones" aufzusaugen, anstatt Berge von Steuern zu zahlen. An diesem Punkt trat George Lucas weitgehend zurück, und der ehemalige Studioleiter Peter Langston beschrieb das offizielle Mandat des Studios so: "Bleib klein, sei der Beste und verliere kein Geld."

Keine "Star Wars"-Lizenz
Wer sich nun fragt, warum mitten in der großen Zeit der ersten "Star Wars"-Filme kein "Star Wars"-Spiel herausgebracht wurde, der muss wissen, dass die exklusiven Lizenzen dafür noch bis 1992 bei Atari lagen. Somit musste man sich wirklich Neues einfallen lassen. Am Beginn standen Mitte der 1980er Klassiker wie "Ballblazer" oder "Rescue on Fractalus", die die Rechenleistung der damaligen Zeit ausnutzten und neue Maßstäbe setzten. Bei "Rescue on Fractalus", einem Flug-Actionspiel, mussten die Spieler auf einer aus Fraktalen generierten Planetenoberfläche abgeschossene Piloten bergen und gegnerische Angriffe abwehren.

Der große Durchbruch kam jedoch am 5. Oktober 1987, als das erste von Lucasfilm Games entwickelte Spiel - "Maniac Mansion" - erschien. Schon damals mit an Bord: Ron Gilbert, einer der kreativsten Köpfe der Gaming-Branche. Er war für die Programmierung zuständig, der Künstler Gary Winnick für die Grafik. Witzige Dialoge und Rätsel, bei denen um die Ecke gedacht werden musste, waren der Schlüssel zum Erfolg. "Maniac Mansion" ist auch nach modernen Maßstäben immer noch ein erstaunlich komplexes Spiel mit mehreren Lösungspfaden, den Bewohnern der Villa, die sich bewegen können, und sieben Charakteren (von denen die Spieler drei auswählen können) mit ihren je eigenen Fähigkeiten.

Es folgten weitere Highlights, wie etwa "Zak McKracken and the Alien Mindbenders", "Indiana Jones and the Last Crusade: Das Graphic Adventure" zum gleichnamigen Film von George Lucas, "Their Finest Hour" oder "Loom". Es waren Meilensteine der interaktiven Unterhaltung. Und die Basis für den Erfolg lag in einem Programm namens SCUMM, das es ermöglichte, Point&Click-Adventures durch schnelles Neuladen des Systems effizient zu bauen. Davor hatte man erst für jede Computer-Architektur eine eigene Version des jeweiligen Spiels erstellen müssen.
Die Adventures von LucasFilm hoben sich neben der grafischen Benutzersteuerung auch durch die Erfindung von Zwischensequenzen ab, die einen Schnitt von der Spielerinteraktion zu einem nicht-interaktiven Erzählabschnitt darstellten. Das Design der Rätsel war stets sehr kreativ, aber gezielt fair gehalten. Eine weitere Design-Philosophie, die LucasArts-Adventures von der Konkurrenz abhob, war das gezielte Vermeiden von Sackgassen oder Bildschirmtoden.
Den letzten Höhepunkt vor der Umbenennung in LucasArts feierte das Unternehmen mit dem Piratenabenteuer rund um Guybrush Threepwood in "The Secret of Monkey Island". Der Ursprung des Namens Guybrush stammte zum Teil von der MS-DOS-Version des Bitmap-Grafik-Zeichenprogramms Deluxe Paint, dem Werkzeug, mit dem die Künstler den Charakter erstellten. Der noch namenlose Charakter wurde in einer Datei mit dem Namen Guy (Typ) abgespeichert, die den Dateitypzusatz "brush" (Pinsel) erhielt, was darauf hindeutete, dass es sich um die Deluxe-Paint-Pinsel-Datei für den Hauptcharakter handelte. Der Dateiname lautete dann "guybrush.lbm" - und dieser Name blieb einem der erfolgreichsten Computerspielcharaktere aller Zeiten dann auch.
Das überraschende Ende
Bis zur Mitte der 1990er Jahre folgten weitere legendäre Titel: "Monkey Island 2", "Indiana Jones and the Fate of Atlantis", "Day of the Tentacle", "Sam and Max", "Full Throttle", "The Dig" und später auch "The Curse of Monkey Island" oder "Grim Fandango". Kaum war die "Star Wars"-Lizenz wieder bei LucasArts, wurde mit "Star Wars X-Wing" 1993 endlich auch dieses Genre bedient. Noch bis Anfang der 2000er Jahre erschienen zahlreiche "Star Wars"-Spiele wie "Knights of the Old Republic", "Star Wars Republic Commando" oder "Star Wars Battlefront".
Doch verblasste der Glanz des Studios. Entwickler verließen das Unternehmen, Lizenzen wurden an andere Studios vergeben und es gab böses Blut, intern wie extern. Die Dinge wurden schließlich so schlimm, dass sogar LucasArts es zugeben musste. Im Jahr 2011 erklärte Präsident Paul Meegan (einer von vier in nur zehn Jahren): "In den vergangenen Jahren hat LucasArts nicht immer gute Arbeit bei der Entwicklung von Spielen geleistet. Wir sollten Spiele entwickeln, mit denen wir mit den Besten unserer Branche konkurrieren, aber wir tun es nicht. Das muss sich ändern."
Da es sich nicht oder zu langsam änderte, folgte 2012 dann völlig überraschend der finale Paukenschlag: Das gesamte George-Lucas-Imperium wurde an die Disney-Gruppe verkauft. Vier Milliarden Dollar kostete die Übernahme Disney damals, und es folgte eine Welle neuer "Star Wars"-Titel. Am 4. April 2013 wurde LucasArts geschlossen.
Doch ebenso überraschend wie der Verkauf wurde Anfang 2021 bekanntgegeben, dass die Marke Lucasfilm Games wiederbelebt wird und künftig alle Spiele unter dieser Marke erscheinen werden. Und zu guter Letzt versetzte man Fans der Spiele mit der Ankündigung, dass es 2022 mit "Return to Monkey Island", entwickelt unter der Leitung von Ron Gilbert, eine Wiederkehr der Serie geben soll, in Verzückung. Man darf also hoffen, dass es tatsächlich eine Wiederkehr der Serie gibt. Hoffentlich mit all den früheren, großen Tugenden. Anker los, Segel hoch und auf zu neuen Piratenabenteuern.