Zu Beginn der Computerspielära wurden erfolgreiche Hollywood-Filme als Vorlage für die digitale Unterhaltung im Wohnzimmer genutzt. Ein guter Film kann kein schlechtes Spiel sein - so dachte man zumindest und irrte oft. Als größter Irrtum in der Geschichte gilt dabei immer noch "E.T. the Extra-Terrestrial". Das Adventure-Spiel aus dem Jahr 1982 wurde von Atari für die hauseigene Konsole Atari 2600 veröffentlicht. Das Spiel wird aufgrund seines gravierenden kommerziellen Misserfolgs häufig mit dem Video Game Crash von 1983 in Verbindung gebracht und gilt in der retrospektiven Rezeption auch weitläufig als eines der schlechtesten Spiele aller Zeiten. Mehrere tausend überschüssige Module des Spiels wurden daher 1983 in der Wüste von New Mexico vergraben.
Viel Schatten und etwas Licht
Weitaus besser lief es hingegen für das Abenteuerspiel "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug" aus dem Jahr 1989. Diese Umsetzung zeigte bereits, dass eine engere Verbindung von Film und Spiel durchaus sinnvoll sein kann. Vorausgesetzt, man hat einen charismatischen Helden und eine Geschichte, die den Nerv der Spieler trifft - gutes Marketing schadet auch nicht. Die Mischung aus Computerspielhelden und Marketing war es dann auch, die die kreativen Köpfe in der Videospiel- und Filmindustrie dazu brachte, den Spieß umzudrehen und auch Charaktere aus Computerspielen auf die Leinwand bringen zu wollen.

Das Problem in den Anfangsjahren der Verfilmungen lag dabei darin, den dünnen Handlungsstoff eines Spiels in eine zumindest 90-minütige Geschichte zu verpacken. Doch dann schien man einen echten Erfolgsgaranten gefunden zu haben: Nintendos Super Mario sollte auch die Kinos dieser Welt erobern, doch es kam anders als gedacht. Vor fast 30 Jahren kam die peinliche Actionkomödie "Super Mario Bros." in die Kinos, und seit dieser Zeit haftete Videospiel-Verfilmungen lange etwas Negatives an. Zu oft verließen sich die Macher auf den Namen eines erfolgreichen Spiels und versäumten es, in ein gutes Drehbuch zu investieren. "Double Dragon", "Street Fighter" oder "Doom" waren besonders miserable Vertreter. Zugegeben, es ist nicht einfach, einem dumpfen Kampfspiel eine filmreife Geschichte zu verpassen. Doch auch hier bewies die Umsetzung von "Mortal Kombat", dass es zumindest besser machbar gewesen wäre.
Beim Publikum deutlich mehr Erfolg hatten "Lara Croft: Tomb Raider", die "Resident Evil"-Reihe und "Warcraft". Die große Herausforderung lag und liegt stets darin, dass man die Fans des Computerspiels befriedigen muss, zugleich aber auch eine neue Zielgruppe in die Kinos bringen sollte. Wie wichtig die Gamer-Gemeinde ist, zeigte sich in den vergangenen Jahren etwa beim Versuch, Segas blauen Igel "Sonic" ins Kino zu bringen. Nachdem die ersten Trailer veröffentlicht waren, liefen die Fans Sturm gegen die computergenerierten Animationen. Dies führte dazu, dass der Film tatsächlich überarbeitet wurde und erst später in die Kinos kam.
Heutzutage werden Entwicklerstudios von Computerspielen nicht müde zu betonen, dass das Budget für einen Top-Titel durchaus mit einem Hollywood-Blockbuster vergleichbar sei. Es überrascht daher auch nicht, wenn Konzerne wie Sony, die in beiden Gebieten fest verankert sind, nun auch danach streben, ihre Videospielhelden in Filmen unterzubringen. Der jüngste Versuch war in diesem Jahr das Action-Abenteuer "Uncharted" (auf Deutsch: "auf keiner Karte verzeichnet"). "Venom"-Regisseur Ruben Fleischer inszenierte "Uncharted" wie ein klassisches Videospiel. Geradlinig geht es von einem Abschnitt der Schatzsuche zum nächsten - wie von einem Level zum anderen. Auch optisch wirkte der Film, der wohl eine Mischung aus "Indiana Jones" und "Mission: Impossible" sein soll, mitunter wie ein Spiel. Denn die visuellen Effekte in den teils maßlos übertriebenen Actionszenen lassen "Uncharted" oft zu künstlich aussehen. Dennoch hatte der Film mehr zu bieten als manch anderer Kinofilm, dessen Story auf einem Videospiel basiert. Dass man sich an das Action-Abenteuer, das auf mindestens eine Fortsetzung ausgelegt ist, lange erinnern wird, ist trotzdem unwahrscheinlich. Dafür ist der Film dann einfach doch zu belanglos.
Pac-Man statt Lara Croft
Doch selbst ein Erfolg als Computerspiel und als Film ist in einer volatilen Branche noch kein Selbstläufer. So geschehen bei "Tomb Raider". Schon die Computerspiele mit der Heldin Lara Croft waren Mitte der 1990er Jahre weltweit ein Erfolg. Angelina Jolie spielte die Titelrolle 2001 und 2003 in Filmen. 2018 war Alicia Vikander erstmals in der Rolle der Actionheldin zu sehen, Regie führte der Norweger Roar Uthaug. Auch diese Version wurde gelobt, zeigte sie doch eine andere Seite der Heldin. Anfang des Vorjahres hieß es zunächst, Misha Green solle Teil vier der Actionserie inszenieren. Doch nun liegt das Projekt auf Eis. Hintergrund für die aktuellen Unklarheiten ist die im März abgeschlossene Übernahme des Filmstudios MGM durch den Online-Händler Amazon, wie der Hollywood-Star erklärte: "Jetzt geht es gewissermaßen um Politik."
Dafür soll nun eine weitere Videospiel-Ikone auf die Kinoleinwand kommen: Pac-Man. Die Figur, die im Film "Pixels" (2015) bereits einen Gastauftritt hatte, erblickte 1980 die Welt der Arcade-Hallen. Das Projekt stemmen Entwickler Bandai Namco Entertainment sowie die Produktionsfirma Wayfarer Studios. Die Idee stammt von Chuck Williams. Der war Produzent von "Sonic the Hedgehog". Im Pac-Man-Film könnte das Ganze ähnlich aussehen.
Für den unwahrscheinlichen Fall, dass Sie Pac-Man nicht kennen, hier das Spielprinzip: Pac-Man kullert sich durch Labyrinthe, in denen er Pellets futtert, während er von bunten Geistern verfolgt wird. Obst liefert Extrapunkte. Frisst Pac-Man die Kraftpille, dreht er den Spieß um und jagt die Geister. Wie daraus großes Kino werden soll, erschließt sich vielen Cineasten noch nicht. Es erinnert an eine Ankündigung aus dem Jahr 2016. Damals hieß es, man wolle aus dem Videospielklassiker "Tetris" eine Film-Trilogie machen. Es blieb bei der Ankündigung - man kann durchaus sagen: zum Glück.
Einige empfehlenswerte Verfilmungen
Phoenix Wright - Ace Attorney (2012)
Tomb Raider (2018)
Mortal Kombat (1995)
Pokémon: Meisterdetektiv Pikachu (2019) Resident Evil (2002)
Silent Hill (2006)
Sonic the Hedgehog (2020)
Werewolves Within (2021)