Luxemburg/Frankfurt. 75 Prozent kombinierter Marktanteil war den Kartellwächtern am Ende dann doch zu viel: Sie verpassten den Europa-Strategien von Europas größtem Fernseh-Konzern, RTL, einen Dämpfer. Die niederländische Kartellbehörde ACM habe die Fusion der dortigen RTL-Tochter mit dem Medienunternehmen Talpa des TV-Produzenten Jon de Mol untersagt, teilte RTL am Montag mit. Der Behörde sei die starke Stellung der beiden Firmen auf dem Markt für Fernsehwerbung ein Dorn im Auge. Sie kämen auf einen Anteil von insgesamt rund 75 Prozent.

Vor zwei Wochen hatten RTL Nederland und Talpa Entgegenkommen signalisiert, um den 2021 verkündeten doch noch Deal zu retten. Denn die Bertelsmann-Tochter RTL will "nationale Champions" im europäischen TV-Geschäft schmieden, um gegen die internationale Streaming-Konkurrenz wie Netflix zu bestehen. In diesem Rahmen wollte das Unternehmen ursprünglich in Frankreich seinen Sender M6 mit dem Rivalen TF1 fusionieren. RTL und die TF1-Mutter Bouygues hatten im vergangenen Sommer allerdings bereits die Notbremse gezogen, weil die Zugeständnisse an die französischen Kartellwächter nicht ausgereicht hatten.

Rabe gibt sich kämpferisch

"Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass eine Marktkonsolidierung notwendig ist, um mit den globalen Technologieplattformen konkurrieren zu können", sagte RTL-Chef Thomas Rabe. Diese werde früher oder später kommen. Die RTL Group mit Hauptsitz in Luxemburg und einem weiteren Verwaltungssitz in Köln betreibt 68 Fernseh- und 31 Radiosender in Deutschland, Frankreich und anderen europäischen Ländern. Dazu kommen nationale Streamingdienste wie "TV Now" (seit kurzem "RTL Now"), Inhalteproduktionen und diverse digitale Angebote.