Apple verwöhnt seine Abonnenten nicht jeden Tag mit einer neuen Serie. Aber wenn, dann sind die Produktionen immer hochkarätig. Bei der neuen eigenproduzierten Comedy "Shrinking" hat man in Sachen Besetzung gleich in die Vollen gegriffen. Neben Jason Segel, der die Hauptrolle spielt, brillieren Harrison Ford ("Indiana Jones") als grantelnder väterlicher Freund und Jessica Williams als überspannte Ergänzung des therapeutischen Trios infernal.

Gerade an der Westküste, wo jeder ganz selbstverständlich wöchentlich einen "Shrink" konsultiert, führen die drei Protagonisten eine gemeinsame Ambulanz für Verhaltenstherapie. So weit so gut, wäre nicht Jimmy (Jason Segel) mit dem Unfalltod seiner Frau völlig überfordert. Während er untertags also kluge Ratschläge verteilt, bekämpft er abends seinen Schmerz mit Alkohol und Tabletten. Seiner Rolle als Vater eines Teenagers wird er schon lange nicht nicht mehr gerecht. Er kann seiner Tochter nämlich nicht ins Gesicht sehen, weil sie ihn an seine tote Frau erinnert. Um seine ebenfalls trauernde Tochter Alice (Lukita Maxwell), die wegen seines Verhaltens kaum noch mit ihm spricht, kümmert sich stattdessen seine Nachbarin Liz (Christa Miller). Eines eint sie: Der Witwer ist offensichtlich unmöglich.

Und so schleppt sich Jimmy eines morgens verkatert in die Praxis. Während einer Sitzung mit Stammpatientin Grace bricht es aus ihm heraus. In einer Schimpftirade verlangt er ultimativ, dass sich Grace endlich von ihrem übergriffigen Mann trennen muss, sonst müsse sie sich einen anderen Therapeuten suchen. Der ethisch völlig unmögliche Ausbruch trägt Früchte: Grace verlässt ihren Mann und zieht zu ihrer Schwester nach Kanada.

Das bringt Jimmy ins Grübeln. Hat sein Ausbruch zu einem Fortschritt in der Therapie geführt? Ein Veteran mit Gewaltproblemen, der vom Gericht eine Therapie aufgebrummt bekommen hat, wird zum nächsten Testobjekt. Unter Jimmys Anleitung finden sie einen ungewöhnlichen Weg, wie er seine Gewalt in Bahnen lenken kann.

Jimmys grantiger, aber väterlicher Chef Paul (Harrison Ford) ist entsetzt von Jimmys Methoden. Er findet es genauso unethisch wie seine überdrehte Kollegin Gabby (Jessica Williams), die zugleich die beste Freundin seiner verstorbenen Frau Tia war. Doch Jimmy geht bei der Arbeit nun nach seiner neuen, radikalen Methode vor und sagt seinen Patienten immer direkt und drastisch, was er denkt.

How I met your Shrink

Jason Segel, der als Marshall Eriksen in der Kultsitcom "How I Met Your Mother" weltbekannt wurde, gibt den fertigen Witwer an der Grenze zum Alkoholproblem überzeugend, wenngleich über Trauer und Verzweiflung ein wenig zu leichtfertig hinweggelacht wird. "Hör auf, ein trauriges Gesicht zu machen", sagt ihm Gabby. "Das ist einfach nur mein Gesicht", entgegnet er.

Der 80 Jahre alte Harrison Ford, der im Sommer als Indiana Jones in die Kinos zurückkehrt und aktuell beim Apple-Konkurrenten Paramount+ in der Serie "1923" die Hauptrolle spielt, läuft als liebenswürdiger Grantler zu absoluter Höchstform auf. Wie sich Paul ums Verrecken nicht umarmen lassen will und die bemutternde Gabby damit zum Wahnsinn treibt, sind schon große Schauspiel-Momente in dieser neuen Apple-Serie.

Komikerin Jessica Williams, die zuletzt in den "Phantastische Tierwesen"-Filmen mitwirkte, sorgt als Gabby für viele Lacher. Ebenfalls köstlich: Michael Urie als Jimmys schwuler, bester Freund Brian und Ted McGinley als Nachbar Derek. Der 64-jährige McGinley ist noch bestens bekannt als Al Bundys gut aussehender Kumpel Jefferson D’Arcy in "Eine schrecklich nette Familie".