Sicherlich: Es kann einen als Spitzenreporter härter treffen. Aber nicht sehr viel härter. So googelt Hilary Swank auf dem Weg nach Anchorage schon einmal ihre neue Arbeitsstätte. Ein schmuckes, modernes Glasgebäude spuckt die Google-Bildersuche aus. Ein zufriedenes Lächeln umspielt den Mund der Investigativreporterin Eileen (Swank). So schlimm wird es schon nicht sein.

Eileen ist eine große Nummer im New Yorker Journalismus. Eine bekannte Aufdeckerin, die schon so manchen alten Mann zu Fall gebracht hat. Doch der letzte hat sich gewehrt. Im Sturz hat er die Journalistin selbst mitgerissen. Denn die Quelle, an der Eileen monatelang gearbeitet hat, entpuppte sich als Fake. Die angeblichen Dokumente, die üble Deals belegen sollen: eine plumpe Fälschung. Und als wäre das nicht peinlich genug, wird ruchbar dass Eileen eine Kollegin im Archiv der Zeitung, die Bedenken hatte, eher unsanft auf ihren Platz verwiesen hat. Miselsüchtig und frauenfeindlich sei sie, tönt es nun auf Twitter. Da hilft alles nichts: Eileen wird gecancelt und verliert ihren Job.

Einige Wochen später, die Eileen alleine in ihrem Apartment verbracht hat, steht plötzlich ihr alter Chef vor der Türe. Stanley Cornik (leidgeprüft: Jeff Perry) ist Herausgeber des "Daily Alaskan", einer strauchelnden Lokalzeitung im nördlichsten Bundesstaat der USA. Und er bietet Eileen einen Job an. Denn in Alaska interessiert es keinen, was in New York getwittert wird. Eileen lehnt erst mal brüsk ab. Das seien doch die "minor Leagues"! Doch dann legt Stanley einen Stapel Fotos auf den Tisch, alles junge Frauen aus der Gruppe der Ureinwohner Alaskas. Und alle ermordet - mehr oder weniger folgenlos. Denn der Mörder ist immer noch frei.

Und so steht Eileen plötzlich vor einer Lagerhalle in Anchorage. Das ist das neue Büro des "Daily Alaskan", das schicke Glasgebäude musste aufgegeben werden. "Downsizing!", erklärt ihr Kollege entschuldigend. Denn der "Daily Alaskan" ist mehr tot als lebendig. Der Newsroom nahezu leer und der Verleger hat zwielichtige Interessen. Und doch geht Eileen ans Werk.

Basierend auf wahren Fakten

"Alaska Daily" ist eine US-Drama-Fernsehserie von Tom McCarthy für ABC. Die Serie startete soeben auch auf Disney - zwei der sieben Folgen der ersten Staffel liegen schon vor. Oscar-Preisträgerin Hilary Swank spielt die Hardcore-Journalistin, die einen Neuanfang in Anchorage, Alaska, sucht und dabei ihre neu aufgetretenen Panikattacken unterdrückt, hervorragend. Es ist ein gut gelungenes Bild der Lage des seriösen Journalismus in den USA - zwischen schleichendem Bedeutungsverlust, schwindenden Ressourcen und Verlegern, die den guten Namen vor allem für ihre eigenen Geschäfte nutzen wollen.

Im "Daily Alaskan" arbeitet Eileen gegen ihren Willen mit einer anderen Kollegin, Roz Friendly (Grace Dove), daran, Berichte über die Krise der vermissten und ermordeten indigenen Frauen im Bundesstaat Alaska fertigzustellen und zu veröffentlichen. Und trifft dabei auf eine Mauer des Schweigens und der Ablehnung. Einmischung aus New York ist so ziemlich das Letzte, was man im letzten Winkel von Gods own country braucht.

Im Vorspann der Serie heißt es, dass sie von der Artikelserie "Lawless" ("Gesetzlos") der "Anchorage Daily News" aus 2019 inspiriert wurde: Kyle Hopkins, leitender Reporter des Projekts, ging dabei sexueller Gewalt nach. Dennoch bleibt die Serie weitestgehend fiktional.