In einer Aussendung hat die österreichische JournalistInnengewerkschaft der Bundesregierung als Eigentümervertreterin der "Wiener Zeitung" "Dialogverweigerung" mit der Redaktionsvertretung sowie mit zahlreichen Unterstützern aus der Zivilgesellschaft vorgeworfen und sie aufgefordert, der ältesten noch existierenden Tageszeitung der Welt eine vernünftige Zeitspanne für Verhandlungen und damit eine "faire Chance zum Überleben" einzuräumen.

Denn ein von Medienministerin Susanne Raab (ÖVP) vorgelegter Gesetzesentwurf, der demnächst im Parlament eingebracht werden soll, sieht vor, dass die Printausgabe der "Wiener Zeitung" eingestellt werden und letztere nur noch als nicht näher definiertes Online-Medien und "nach Maßgabe der finanziellen Mittel" auch in Druck erscheinen soll. Derzeit wird etwa von zehn Ausgaben pro Jahr ausgegangen, da die Mittel für die Redaktion deutlich reduziert werden. Dies würde "einen Todesstoß auf Raten bedeuten", warnt Eike-Clemens Kullmann erneut.

"Am Geld dürfte es nicht liegen"

Während ein Redaktionskomitee an Weiterführungsmodellen der "Wiener Zeitung" arbeite und darüber auch mit Interessenten verhandle, "betreibt die Bundesregierung (...) Dialogverweigerung", heißt es in der Aussendung, in der auch auf die massive Kritik im Begutachtungsverfahren sowie auf die Werbeausgaben öffentlicher Einrichtungen hingewiesen wird.

Diese hätten im Jahr 2022 "201,476.000 Euro" betragen, so Kullmann: "Der Erhalt der ältesten Tageszeitung der Welt würde nur einen Bruchteil kosten. Am Geld dürfte es daher wohl nicht liegen, die ‚Wiener Zeitung‘ als Printprodukt zu erhalten."

Zudem erneuerte er die Befürchtung, die auch von anderen Organisationen wie "Reporter ohne Grenzen" immer wieder vorgetragen wird: "Ein Aus für die ‚Wiener Zeitung‘ würde wohl einen weiteren Absturz im internationalen Ranking der Pressefreiheit bedeuten – ein Armutszeugnis für Österreich."