Der ökonomische Druck auf Redaktionen nimmt zu. Dadurch kommt es zu einer stärkeren Vermischung zwischen Marketing und Journalismus. Das ist ein Ergebnis einer aktuellen Umfrage von Marketagent und leisure communications unter 404 Journalistinnen und Journalisten in Deutschland, Österreich (33 Prozent der Teilnehmer) und der Schweiz. Die Haltung zur Digitalisierung ist gespalten. 92 Prozent sind der Überzeugung, dass diese der Verbreitung von Fake News Tür und Tor öffnet.

71 Prozent stimmten im Journalisten-Barometer der Aussage zu, dass in den vergangenen Jahren Marketing und PR immer häufiger ohne entsprechende Kennzeichnung als Advertorial, Anzeige oder Werbung journalistisch verarbeitet werden. In Österreich wird dies von 57 Prozent der Befragten erlebt. "Viele Medien halten dem wirtschaftlichen Druck derzeit kaum Stand und öffnen der Einflussnahme durch Politik, Wirtschaft und Interessenvertretungen durch 'Medien-Kooperationen' die Hintertür in die Redaktion", analysierte Wolfgang Lamprecht von leisure communications.

Das öffentliche Image des eigenen Berufsstands wurde von mehr als der Hälfte der Journalistinnen und Journalisten (58 Prozent) als weniger gut bis schlecht eingestuft. Dennoch und obwohl sich die Arbeitsbedingungen in den letzten zwei Dekaden kontinuierlich verschlechtert haben und die Zufriedenheit mit der Bezahlung sinkt, würden sich 80 Prozent wieder für den Job entscheiden, berichtete Marketagent-Geschäftsführer Thomas Schwabl in einer Aussendung.

86 Prozent erkennen in der Transformation von Medienmarken in den digitalen Raum die Möglichkeit, mehr Menschen und ein breiteres Publikum zu erreichen. Darin birgt sich für 84 Prozent eine Gefahr: Um den Zugang zu einer breiten Zielgruppe zu erhalten, braucht es weder journalistische Qualifikation noch eine etablierte Medienmarke. Acht von zehn Journalistinnen und Journalisten verspüren durch die digitale Transformation einen steigenden Konkurrenzdruck innerhalb der Branche. Drei Viertel der Befragten meinen, dass Geschwindigkeit bedeutsamer als Qualität wird. Für knapp 70 Prozent hat der Arbeitsstress durch die digitale Transformation zugenommen. In Österreich gehört für 37 Prozent die Trennung zwischen Print- und Digitalredaktion noch zum Alltag.

Drei Viertel meinen, dass der Stellenwert klassischer und etablierter Medienmarken im täglichen Informationsverhalten der Menschen in letzter Zeit gesunken ist. Künftig an Bedeutung verlieren werden vor allem gedruckte Tageszeitungen (83 Prozent) und Magazine (67 Prozent) sowie Wochenendzeitungen (57 Prozent). An Bedeutung gewinnen werden vor allem Podcasts und soziale Medien (jeweils 70 Prozent), Online-Video (69 Prozent) und ePaper-Ausgaben der Tageszeitungen (60 Prozent). (apa)