Es ist wieder so weit: Am Sonntag wurde das Megaevent Eurovision Song Contest in der altehrwürdigen St. George’s Hall eingeläutet. Beim Eröffnungskonzert gab es Conchita zu feiern - und die Wiedervereinigung einer legendären Popband. So kam die Kulttruppe Frankie Goes To Hollywood ("Relax") erstmals seit der Auflösung 1987 wieder in Originalbesetzung mit Sänger Holly Johnson zusammen - passend zum heurigen ESC-Motto "United by Music".

Und während die Künstler und die Mitglieder der ESC-Bubble in der Hafenstadt bereits im Eurovision-Fieber schwelgen, wird es für das breite Publikum am Dienstag spannend, wenn das 1. Halbfinale die ersten zehn Finalisten ermitteln wird. Österreich ist diesmal am Donnerstag an der Reihe.

Nachdem der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine im Vorjahr den Bewerb überlagerte, steht nun ein Event mit zahlreichen Antikriegsliedern an, aber auch eines, das die Musik und den Partyaspekt wieder vermehrt in den Vordergrund rückt. Allerdings findet sich im offiziellen ESC-Logo die ukrainische und nicht die britische Flagge, hatte das im Krieg befindliche Land doch mit dem Kalush Orchestra und "Stefania" im Vorjahr den Turiner ESC gewonnen. Nachdem man aus verständlichen Gründen das Event jedoch nicht im eigenen Land abhalten kann, springt nun also England in die Bresche.

Liverpool setzte sich mit seiner M&S Bank Arena im internen britischen Rennen durch. Das Gebäude am Ufer des Flusses Mersey fasst bis zu 11.000 Plätze und wartet mit einer mehr als 450 Quadratmeter großen Bühne auf, deren Boden aus über 700 Videokacheln besteht. Neben den insgesamt 37 Ländervertreterinnen und -vertretern finden sich darauf für die Moderation die ukrainische Sängerin Julia Sanina, Schauspielerin Hannah Waddingham ("Game of Thrones") und TV-Jurorin Alesha Dixon ein. Beim Finale am 13. Mai ergänzt das Frauentrio der legendäre Talkmaster Graham Norton. Er wird aber weiterhin für die BBC das Event kommentieren und am Abend zwischen Moderatorenkabine und Bühne wechseln.

Systemkritik aus Österreich

Auch Österreich setzt heuer auf prominente Kommentatoren. Während ESC-Urgestein Andi Knoll die drei Shows aus Wien moderiert und nicht vor Ort, sind die beiden deutschen Satiriker Jan Böhmermann und Olli Schulz heuer für FM4 im Einsatz - und fliegen dafür zum Finale nach Liverpool. Ob sie dann auch die beiden österreichischen Kandidatinnen Teya & Salena kommentieren werden, entscheidet sich am Donnerstag, wenn das Duo mit "Who the Hell is Edgar?" antritt. Nach derzeitigen Prognosen erscheint den beiden der Finaleinzug jedenfalls gewiss. Und das wäre nach zwei dürren Jahren doch eine gute Nachricht für die rot-weiß-rote Fangemeinde.

Ihre Feuertaufe haben sie bereits überstanden: Schon vorige Woche standen Teya & Salena erstmals auf der großen ESC-Bühne in Liverpool und präsentierten ihren Song "Who The Hell Is Edgar?". Bei ihrer Performance setzen sie nicht nur auf die Farben Rot, Weiß und Schwarz, sondern auch auf eine Choreografie, die zum Mitmachen anregen soll. Unterstützt werden Teya & Salena dafür von vier Tänzerinnen auf der Bühne, während der Namensgeber des Songs - Schriftsteller Edgar Allan Poe - digital auf den LED-Wänden auftaucht. Die Inszenierung ist als Kritik am Musikbusiness zu verstehen.

Die Auswahl des österreichischen Beitrages war in den vergangenen Jahren von wechselhaftem Erfolg gekrönt. 2014 holte Conchita Wurst den Sieg und damit den Song Contest nach Wien. 2015 wurde man dann gleich wieder abgestraft.(bau)