Wien. (bau) Österreichs größter Magazinverlag, die Verlagsgruppe News ("News", "Format"), hat jahrelang systematisch ihre Verkaufszahlen manipuliert. Das erklärte der neue Chef der Newsgruppe, Axel Bogocz, im Gespräch mit dem "Standard". Die vom Verlag an die Österreichische Auflagenkontrolle (ÖAK) gemeldeten Zahlen lagen demnach um bis zu 30 Prozent über den tatsächlichen. Offenbar wurden die Zahlen bei allen zehn Titeln der Verlagsgruppe systematisch nach oben geschraubt.
Besonders manipuliert wurde offenbar bei den Titeln mit kleinerem Verkauf: "Meist je kleiner die Auflage, desto mehr Differenz", so Bogocz. Vor allem das immer wieder von Einstellungsgerüchten betroffene Magazin "Format" hat eine besonders überschaubare Auflage. Laut Bogocz war die Auflage im Schnitt um elf Prozent niedriger als ursprünglich behauptet.
Wie es dazu kommen konnte, ist für Bogocz nicht nachvollziehbar, auch die Motivation sei für ihn nicht erkennbar, da die Werbung vor allem mit den Zahlen aus der Mediaanalyse verkauft werde. Diese ist von den Manipulationen des Verlages nicht betroffen. "Ich habe keine Anhaltspunkte über die Befehlskette, wer da in welcher Form agiert hat", so der News-Geschäftsführer. Es werde aber sicher Konsequenzen geben.
Mit der Auflagenkontrolle habe er vereinbart, die Zahlen rückwirkend bis zum zweiten Halbjahr 2010 zu korrigieren, damit man bei der nächsten Veröffentlichung der Auflagenzahlen verlässliche Vergleichszahlen habe.
ÖAK-Präsidentin Sibylle Callagy betonte gegenüber der "Wiener Zeitung", dass die "Manipulationen für uns nicht zu finden waren". Sie wertet Bogocz’ Schritt an die Öffentlichkeit als "ehrlich und richtig". Ein Sondervorstand soll nun über Konsequenzen beraten. "Wir müssen über unseren Prüfmodus nachdenken", sagt Callagy. Die Prüfer der ÖAK sollen dazu nun Vorschläge machen, wie man solche Manipulationen künftig entdecken kann.
Andere Verlage betroffen?
Dass sich die Manipulationen nur auf die Verlagsgruppe News beschränken, will Callagy nicht bestätigen: "Ich kann überhaupt nichts ausschließen." Laut "Standard" sollen die Zahlen vor allem durch Selbstkäufe manipuliert worden sein. Nun soll überprüft werden, ob auch in anderen Verlagen solche Praktiken üblich sind. Sanktionen der ÖAK gegen die Verlagsgruppe News kann sich Callagy indessen nicht vorstellen: "Das würde die Falschen treffen. Das derzeitige Management hat die Praktiken abgestellt und sofort an uns gemeldet."
Die ÖAK ist ein von Verlagen und Agenturen gegründeter Verein, der die Auflage fast aller heimischen Medien erhebt.