Das neu renovierte "Concordia Haus" in der Bankgasse 8.
Das neu renovierte "Concordia Haus" in der Bankgasse 8.

Wien. Es wird gestemmt, gehämmert, Computer werden aufgebaut. Mitten im ganz normalen Umzugschaos stehen die Generalsekretärin des Presseclubs Concordia, Astrid Zimmermann, und ihre Mitarbeiter. Es geht rund dieser Tage. Der älteste Presseclub der Welt bezieht nach zweijähriger Zwischen-Residence im Parlament wieder sein altes Zuhause - die Bankgasse 8 im 1. Wiener Bezirk.

Die Renovierung des denkmalgeschützten Gebäudes kostete vielen Nerven. Architekt Manfred Wehdorn schaffte es schlussendlich, die wertvolle Bausubstanz zu restaurieren. "Jeder Stein wurde umgedreht", sagt Wehdorn zur "Wiener Zeitung". Im Jahr 2009 entwickelte er ein Konzept, das mit dem Denkmalschutz vereinbar war und das über die Generalsanierung hinaus auch einen Dachbodenausbau vorsah. Dieser kann nun zu marktüblichen Preisen vermietet werden.

"Projekt mit Bodenhaftung"


Das Palais wurde komplett saniert und beide Dachstühle ausgebaut. Der älteste Dachstuhl stammte aus dem Jahr 1529. Der Umbau ist "mit viel Sensibilität geglückt", sagt Wehdorn. Ganz im Gegensatz zum Parlaments-Umbau sei das Concordia Projekt eines "mit Bodenhaftung", so der Architekt.

Die Kosten wurden nur zu einem kleinen Teil vom Presseclub selbst getragen, den Großteil bestritt mit mehreren Millionen Euro die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG). Der Presseclub Concordia erhält Geld von den fördernden Mitgliedern oder etwa aus den Überschüssen des traditionsreichen jährlichen Concordia-Balles im Juni im Rathaus.

Bereits seit 1958 dienen die Räume der Bankgasse dem Presseclub als Herberge. Damals bekamen die Mitglieder, in erster Linie Journalisten und Schriftsteller, das Gebäude von der Bundesregierung unter Bundeskanzler Julius Raab als Teil einer Wiedergutmachung. "Richt’ ihnen die Hüttn anständig ein!", soll Raab zu seinem Minister für Handel und Bauten gesagt haben. In goldenen Lettern wurde die Aufschrift "Concordia Haus" über der Einfahrt angebracht.

Doch nicht nur einen neuen Anstrich bekam mit der Renovierung der seit 1859 existierende Presseclub. Die gesamte Concordia erstreckt sich nun, statt auf den ersten und dritten Stock aufgeteilt, auf den gesamten ersten Stock auf 400 Quadratmetern; ein zusätzlicher Seminarraum kam dazu. "Wir haben jetzt mehr Möglichkeiten", sagt Zimmermann zur "Wiener Zeitung" und berichtet über den neuen Schwerpunkt des Vereins.

Recherchestipendien


Ursprünglich als Unterstützung hilfsbedürftiger Journalisten und Schriftsteller gedacht, ist der Presseclub gemäß seines Vereinsstatuts den Menschenrechten, der Demokratie und der Presse- und Informationsfreiheit verbunden und hat auch internationale Abkommen abgeschlossen.

Der neue Fokus soll sich nun verstärkt auf die Qualität im Journalismus richten. Ein Egon-Erwin-Kisch-Stipendium wird ab Mai vergeben; ein Recherchestipendium bis zu 10.000 Euro für junge, freie Journalisten. Auch in die Ausbildung von Journalisten will der Verein verstärkt investieren. Dafür gibt es Ausbildungsstipendien.

Regelmäßig wird weiterhin der Concordia-Preis verliehen. Zuletzt ging dieser unter anderen an die ORF-ZiB-Redaktion für ihren Einsatz für journalistische Unabhängigkeit, die sie Anfang des Jahres in einem YouTube-Protest-Video forderten. Zahlreiche Veranstaltungen wie "Qualität unter Druck" (14. Mai) werden organisiert werden.

Das Concordia-Haus, das sich als Treffpunkt für Journalisten versteht, wird am 9. Mai wiedereröffnet. Am 10. Mai werden die neu renovierten Räume bei einer Abendveranstaltung von Medienstaatssekretär Josef Ostermayer eingeweiht, und am Freitag, 11. Mai, findet ein Tag der offenen Tür statt.