Wien. Die erste Verhandlungsrunde über einen neuen Journalisten-Kollektivvertrag nach der überraschenden Kündigung des KV durch die Verleger fand am Montag unter heftigen Protesten der Zeitungsjournalisten statt. Mehrere hundert Journalisten waren zum Büro des Verlegerverbandes in der Wiener Innenstadt gezogen, um ihrem Unmut über die Gangart der Verleger lautstark Luft zu machen. "JournalistInnen schützen die Demokratie, Verleger gefährden sie" - "Geht’s dem Journalismus schlecht, geht’s uns allen schlecht" oder "Ich bin kein Schnäppchen" war zu lesen.

Franz C. Bauer, Chef der Journalistengewerkschaft, sprach von einem "historischen Moment". Noch nie in der Zweiten Republik seien Journalisten auf die Straße gegangen, um für ihre Rechte zu kämpfen. Freilich gehe es auch ums Geld, aber in erster Linie gehe es um die Absicherung der Meinungsfreiheit, so Bauer.

Proteste vorerst
"nicht betriebsstörend"


Nach Angabe der Gewerkschaft in der gpa-djp waren 800 Journalisten aus Wien, Salzburg, Nieder- und Oberösterreich gekommen. Bei der Wiener Polizei schätzte man die Teilnehmerzahl auf "an die 300". Öffentliche Versammlungen mit mehreren hundert Teilnehmern fanden auch in Graz, Salzburg und Innsbruck statt.

Laut Bauer soll sich die Protestkundgebung in den einzelnen Medienhäusern "nicht betriebsstörend" ausgewirkt haben. "Im Gegensatz zu den Verlegern wollen wir uns die Eskalationsszenarien noch offen halten." Für die Arbeitnehmervertreter war schon vor der Verhandlung klar, dass man über den neuen Kollektivvertrag nur verhandeln werde, wenn die Verleger die Kündigung des derzeitigen KV zurücknehmen. "Mit offenem Messer auf uns gerichtet, wird das nicht gespielt", sagte Bauer. Am späten Nachmittag wurden die Verhandlungen bis Montag unterbrochen.