Wien. Die Situation mutet für den Durchschnittshörer sicher ein wenig seltsam an: Seit mehr als zwei Jahren sendet der Wiener Radiosender Lounge FM in Wien auf 103,2 Mhz nahezu durchgehend sein Programm. Doch die Frequenz "gehört" dennoch nicht Lounge, obwohl sie das Team um Geschäftsführer Florian Novak durchkomplizierte technische Verfahren möglich gemacht hat. Lounge sendet viel mehr mit einer Kette von Lizenzen für ein Event-Radio,wie etwa zum Eistraum oder dem Marathon. Da ein "Event" ans andere schließt, ergibt sich ein fast durchgehendes Programm.
Doch nun hat diese Krücke ein Ende, die Frequenz soll permanent vergeben werden und wurde daher ausgeschrieben. Eine Frequenz für den besonders interessanten Radiomarkt Wien ist aber ein willkommener Leckerbissen - auch für andere Radiobetreiber. Schließlich könnten damit in den Bundesländern aktive Radios eine Versorgungslücke schließen. Neben Lounge haben sich daher noch neun weitere Bewerber um 103,2 beworben, darunter das erfolgreiche Grazer Soundportal, eine Schwestergesellschaft des ebenfalls schon lange existierenden Radio Energy und die Salzburger Welle1. Auch das erzkatholische Radio Maria ist wieder unter den Bewerbern, allerdings hat Wien bereits mit Radio Stephansdom ein katholisches Radio.
Obwohl Lounge FM die Frequenz gefunden hat, ist noch lange nicht fix, dass sie sie bei der Entscheidung im Februar 2013 auch bekommen. Das hat Betreiber Florian Novak bereits vor sieben Jahren zur Kenntnis nehmen müssen, als eine Frequenz, die er fand, von der Medienbehörde letztlich Radio Superfly zugesprochen wurde.
Doch diesmal läuft es nicht schlecht für Lounge. Schließlich hat die Stadt Wien bereits in einer Stellungnahme für Lounge FM ausgesprochen. Diese Empfehlung ist zwar nicht bindend für die Behörde, aber ein klarer Hinweis, was die Stadt Wien will. Deren Begeisterung für chillige Lounge Musik wurde durch zwei Schachzüge wohl nicht getrübt. Zum einen ist sowohl der Wien-nahe Echo Verlag als auch Werber Rudi Kobza seit einem Jahr mit je 12,55 Prozent an Lounge beteiligt. Zudem erwägt Lounge FM, sollte es die Frequenz bekommen, den Hauptsitz ins Media Quarter in Neu Marx zu verlagern,demneuen Medienzentrum - immerhin ein Vorzeigeprojekt der Stadtim neuen Stadtteil Neu Marx.
Für Lounge FM wäre Wien ein weiterer, gewichtiger Puzzlestein des Senders, der derzeit über Frequenzen in Linz, Wels, Steyr, Klagenfurt und Salzburg verfügt, letztere noch nicht rechtskräftig. Mit Wien im Rücken verfügte Lounge FM dann über ein Netz, das mit Ausnahme des Westens fast eine terrestrische Vollversorgung darstellt. Der Radiomarkt in Wien ist jedoch hart umkämpft, neben dem ORF raufen sich schon jetzt gut ein halbes Dutzend Sender um die Hörer. Und bei Weitem nicht alle Sender machen gute Gewinne.
Neue Privatradioausbildung
Am Dienstag gaben die Privatradios die Gründung einer Ausbildungsplattform für Mitarbeiter im Privatradio bekannt. Im Februar beginnt der erste Lehrgang der "radiobroadcaster"-Ausbildung, einer Grundausbildung für die Programmmitarbeiter österreichischer Privatradiosender. Diese richtet sich an Mitarbeiter, die sich für die ArbeitimProgrammbereich ein fundiertes Grundlagenwissen und praktische Qualifikationen aneignen wollen. Auf dem Stundenplan stehen Redaktion & Nachrichten, Moderation & Fahrtechnik, Service und Medienmanagement sowie eine Sprechausbildung.