Wien. (bau) Für das Kärntner Traditionsblatt "Kärntner Tageszeitung" sieht es bekanntlich düster aus. Der Fortbestand der Zeitung, über die Konkursrichter Herwig Handl am Dienstag das Insolvenzverfahren eröffnet hatte, ist nach 69 Jahren unklar. Laut dem gerichtlich bestellten Masseverwalter Gerhard Brandl ist eine Fortführung des Unternehmens ohne Einstieg eines Investors unmöglich. Daher wurden auch die Mitarbeiter beim Frühwarnsystem des Arbeitsmarktservice angemeldet. Brandl hat entschieden, die Zeitung vorerst fortzuführen. Wie lange das noch möglich sein wird, "das lasse ich gerade rechnen", sagte er. Mehr als drei Wochen dürften es aber kaum sein, bis dahin müsste jemand einsteigen.
Ob das gelingt, ist jedoch fraglich. Dabei hat die "KTZ" ein Asset, das durchaus Wert hat: Sie ist derzeit einer der größten Profiteure der staatlichen Presseförderung. Im Jahr 2013 gab es insgesamt fast eine Million - exakt 983.224 - Euro an Presseförderung für das kleine Kärntner Blatt. Bis Ende März müsste die Förderung für 2014 eingereicht werden. Dass das noch passiert, bezweifelt Insider. In diesem Fall würde der Löwenanteil der Förderung - 821.848 Euro - auf die sechs anderen in der Kategorie "Besondere Förderung zur Erhaltung der regionalen Vielfalt" geförderten Zeitungen aufgeteilt werden. Davon profitieren vor allem die "Presse" und der "Standard", aber auch das "Wirtschaftsblatt", das "Neue Volksblatt", die "Neue Vorarlberger Tagszeitung" und die Salzburger "SVZ" - sofern sich an den Vergabekriterien nichts ändert, wohl mit je deutlich sechsstelligen Beträgen.
161.377 Euro, die die "KTZ" aus der Vertriebsförderung erhielt, würden sich zusätzlich gleichmäßig auf alle 14 heimischen Tageszeitungen aufteilen.
Das freilich nur, wenn alles so bleibt, wie es ist. Denn für die Presseförderung könnte sogar eine deutliche Erhöhung anstehen, wie sie von den Verlegern seit Jahren vehement gefordert wird. Im Gespräch war eine deutliche Erhöhung im Gleichschritt mit mehr Geld für den ORF aus dem Titel der Gebührenrefundierung. Ob diese Maßnahme im Lichte der derzeitigen Budgetsituation (Stichwort: Hypo) auch tatsächlich kommt, ist fraglich. Für die "KTZ" kommt die Erhöhung wohl jedenfalls zu spät. Und dass obwohl sich "KTZ"-Chefredakteurin Claudia Grabner am Dienstag noch zuversichtlich gab.
Mitarbeiter ohne Gehalt
Der nunmehrige Konkursantrag war von der Kärntner Gebietskrankenkasse bereits Mitte Jänner gestellt worden, weil eine Ratenzahlungsvereinbarung nicht eingehalten wurde. Es wurden nicht nur die Raten nicht bezahlt, sondern auch die laufenden Sozialversicherungsbeiträge, im Jänner wurde die Höhe der Außenstände mit 150.000 bis 200.000 Euro beziffert, mittlerweile dürfte die Summe bereits deutlich höher sein.
Die Mitarbeiter haben seit Jahresanfang überhaupt kein Geld mehr bekommen, auch die Weihnachtsgelder vom Dezember 2013 sind noch offen.
Scharfe Kritik übte Masseverwalter Brandl am bisherigen Geschäftsführer Dietmar Wassermann und dessen Sohn Daniel, der seit dem Untertauchen Wassermanns offenbar dessen Geschäfte führt. Es sei ihm berichtet worden, dass das Zeitungsarchiv am Montagabend, offenbar im Auftrag von Wassermann junior, abtransportiert worden sei. "Das kann man sicher nicht auf sich sitzen lassen." Die Eigentümer hätten versucht, vor dem Konkurs möglichst viel an sich zu raffen und verbrannte Erde zu hinterlassen. Gegen Dietmar Wassermann läuft in Deutschland ein Verfahren wegen organisierten Mehrwertsteuerbetrugs, der Schaden wird von der deutschen Justiz mit mindestens 3,9 Millionen Euro beziffert. Bislang konnte er sich einer Verhaftung offenbar durch Flucht entziehen.