Wien. (bau) Ein Sessel wird definitiv frei, andere dürften zumindest in Schieflage geraten sein: "News"-Herausgeber Peter Pelinka hat mit Verlagschef Horst Pirker seine Ablöse ausverhandelt und verlässt die Verlagsgruppe News mit Jahresende - zumindest als Herausgeber. Schreiben soll der auch aus den ORF-Diskussionsendungen bekannte Journalist weiterhin. Pelinka könnte nicht der Einzige bleiben, der seinen Schreibtisch räumen muss. Auch "News"-Chefredakteur Wolfgang Ainetter soll zur Diskussion stehen, wie der "Standard" kolportierte. 40 Angestellte hat das Heft noch - einst waren es 105. Pirker soll bereits einen Nachfolger suchen, unter anderem soll "Falter"-Chefredakteur Florian Klenk gefragt worden sein.
Ob der freilich auf den gut gepolsterten Schleudersitz Platz nimmt, ist eher fraglich. Schließlich hat das Heft in den vergangenen Jahren knapp ein halbes Dutzend Chefredakteure verschlissen. Dazu kommt, dass der Verlag derzeit nicht aus den roten Zahlen kommt. Die Verlagsgruppe News (VGN) wird im laufenden Jahr rote Zahlen schreiben. "2014 wird es ein leicht negatives Ergebnis geben", erklärte VGN-Geschäftsführer Horst Pirker gegenüber dem deutschen "Handelsblatt". Die Verluste sollen im "niedrigen einstelligen Millionenbereich" liegen. Die ersten Früchte des derzeit laufenden Umbaus erhofft sich der Medienmanager für kommendes Jahr.
Fraglich ist, mit welchem Briefing Ex-Styria-Chef Pirker von Gruner+Jahr-Chefin Julia Jäkel von Graz nach Wien geschickt wurde. Eine Aufstockung des Personals wird es wohl nicht sein, hat doch der Mutterkonzern kürzlich zwei ganze Magazinredaktionen gekündigt, nämlich jene bei "Geo" und beim Frauen-Flaggschiff "Brigitte". Nur mehr die Leitungsebene bleibt dort erhalten. Schreiben sollen die Texte freie Mitarbeiter von außen und nicht mehr angestellte Redakteure. Die Idee ist freilich nicht neu und erinnert an ein Konzept, dass auch bei der Styria seinerzeit unter Pirker unter dem Namen "content engine" kolportiert wurde. Ein flexibler Redaktionspool soll dabei mehrere Produkte des Konzerns bedienen - was zwar kaufmännisch sinnvoll erscheint, jedoch die Identität und Wiedererkennung der einzelnen Medien wohl deutlich untergräbt.
Noch ist es aber bei "News" nicht so weit, obwohl die Nachrichten wenig erfreulich klingen: "Der Trend der vergangenen fünf Jahre wird sich in diesem Jahr linear fortsetzen", sagte Pirker zur aktuell schwierigen Situation und verwies auch auf das zweistellige Minus beim Anzeigenerlös am heimischen Printmarkt. Zudem habe das Verlagshaus mit einem Auflagenschwund zu kämpfen. "Die Erosion der Vertriebserlöse ist spürbar, aber wir verzeichnen keinen Einbruch." Mit stärkerer Abonnement-Werbung soll dem entgegengewirkt werden, wobei Pirker den Auflagenverfall im nächsten Jahr stoppen will.
107,5 Millionen Umsatz
Die Vorjahreserlöse der VGN bezifferte das "Handelsblatt" mit 107,5 Millionen Euro, womit man unter den 2012 erzielten 115,4 Millionen Euro lag. Der Jahresgewinn belief sich 2013 auf 109.600 Euro (2012: 151.000 Euro). Die Verlagsgruppe ist zu 56 Prozent im Besitz von Gruner+Jahr, knapp 25 Prozent hält die "Kurier"-Gruppe, die restlichen Anteile gehören der Familie Fellner. Pirker habe jedenfalls die Rückendeckung der Eigentümer: "Die Gesellschafter ziehen an einem Strang."
Neben den Herausforderungen am Printmarkt muss sich der gebürtige Kärntner bei der News-Gruppe auch dem digitalen Bereich intensiv widmen. "Wir wollen erst mal das digitale Antlitz unserer Zeitschriftenmarken verbessern und dann im zweiten Schritt generisches Digitalgeschäft aufbauen." Große personelle Einschnitte seien zwar nicht zu erwarten: "Bei uns fliegen nicht die Rasenmäher." Allerdings könne Pirker kleinere Personalanpassungen nicht ausschließen.
So wurde etwa Dietmar Zikulnig kürzlich als neuer "Chief Sales Officer" vorgestellt. Daneben sickerten weitere "Personalanpassungen" durch. Änderungen auf höherer Ebene könnte es auch bei den Magazinen "trend" und "Format" geben, wo demnächst die Entscheidung fallen soll, ob die VGN das Wirtschaftssegment weiter mit zwei oder einer Marke bespielen wird.