Auf kaum etwas ist mehr Verlass als auf neuerliche Rekordquoten von Elizabeth T. Spiras "Liebesg’schichten und Heiratssachen". Ob Macho (immer seltener), Powerfrau (immer öfter) oder Kuschelmaus (Dauerbrenner) - ab Montag sind die einsamen Herzen wieder einen Sommer lang auf der Suche. Die "Wiener Zeitung" sprach mit Spira vor dem Start der 19. Staffel auf ORF2.

"Wiener Zeitung": Haben Sie sich zu Beginn gedacht, dass Sie das in 19 Jahren immer noch machen?

Elizabeth T. Spira: Nein, ich hab mir nichts gedacht. Ich wollte eigentlich zu den "Alltagsgeschichten" zurück und hab geglaubt, ich mach das halt einen Sommer lang. Dass das so eine Erfolgsstory wird, war fast ein Unglück für mich.

Warum das?

Weil ich aus dem Filmemachen herausgerissen wurde. Alles auf einmal kann man auch nicht machen ...

Wollten Sie also schon einmal hinschmeißen?

Das denkt sich doch jeder, ungefähr fünfmal am Tag. Aber es ist auch gleichzeitig spannend. Ich bin ja so ein süchtiger Geschichtensammler. Ich treffe die seltsamsten Menschen, die ich sonst nie kennenlernen würde.

Was würden Sie denn tun ohne "Liebesg’schichten"?

Mehr liegen und faulenzen. (lacht)

Als treuer Seher freut man sich auf die Bilanzsendung, aber oft kommen genau die Kandidaten, bei denen man wissen will, wie’s ausgegangen ist, gar nicht mehr vor ...

Wenn sie glücklich vereint sind, sagen sie manchmal: Jetzt brauchen wir euch nimmer. Oft möchte auch der neue Partner nicht, vor allem bei weiblichen Kandidatinnen. Männer, die Frauen durchs Fernsehen kennengelernt haben, für die ist das irgendwie eine Schande. Weil eigentlich ist ein Mann auf der Jagd, auf freier Wildbahn, aber das Wild wurde ihm in seinem Wohnzimmer im Fernsehen präsentiert - das ist ein bissl schändlich, das hat nichts mit Mannesmut zu tun, und das wollen viele Männer nicht auch noch vor ganz Österreich herzeigen.

Überrascht Sie noch, wer viele und wer weniger Zuschriften bekommt?

Man kann’s nicht wirklich einschätzen, wir irren uns eigentlich regelmäßig. Klar, Frauen in meinem Alter werden weniger Zuschriften kriegen, als wenn eine 35 ist, einen prallen Busen und eine schöne faltenlose Haut hat. Aber das ist es nicht allein. Es gibt auch grad bei Männern den Typ Witwer, der um seine Frau weint. Der muss gar nicht schön sein, kann schon alt sein und ein bissl schäbig. Da bricht das Frauenherz auf und sagt: "Den möchte ich trösten, und vor allem: Der kann lieben." Wenn die Frauen makellos schön sind, haben die Männer auch Angst ... Wir können keine Garantien abgeben, aber das wäre ja auch langweilig.

Abseits von den Liebessuchenden gibt es so optische Leitmotive in den "Liebesg’schichten". Da wäre einmal der Nippes. Welches Porzellanviecherl haben Sie denn am öftesten gesehen?

Das hat sich in den 19 Jahren auch verändert. Früher gab es diese schönen Litega-Wandtapeten - das Liebespaar oder die Palmen in der Südsee. Das gibt’s überhaupt nicht mehr. Wir freuen uns immer, wenn wir in Wohnungen kommen, die sozusagen einen eigenen "Duft" haben. Das ist nicht allzu oft der Fall. Viele Wohnungen sind direkt eins zu eins aus dem Möbelhaus übernommen, mitsamt Bildern und Nippes. Wo man sagen kann, aha, heuer gab es beim "Möbel XYZ" die Afrikabilder. Letztes Jahr war’s asiatisch. Aber das sagt auch viel aus. Es gibt auch nur sehr selten ein Zweitbuch. Ich bin immer ganz froh, wenn wir wo reinkommen und es hängen schöne Bilder und es gibt ein paar gute Bücher.

Das zweite optische Leitmotiv ist das Autofahren. Sind die Österreicher solche Autonarren - oder Sie und Ihr Team?

Naja, das sind insgesamt 80 Geschichten, da braucht man ein, zwei Szenen, wo die etwas tun. Sonst quatschen sie nur. Wir fragen immer, was sie gerne machen. Was soll einer machen, der unsportlich ist, nicht gut ausschaut beim Schwimmen - wenn der ein Cabrio hat, wird er natürlich reingesetzt. Schwimmen schaut überhaupt bei den älteren Damen komisch aus, das will ich ihnen nicht antun. Man will ja nicht derb sein.

Ein Cabrio ist vielleicht auch Anreiz für potenzielle Interessenten.

Ja, wenn schon der Mann nicht schön ist, dann wenigstens das Cabrio. (lacht)

Was hat sich geändert in den 19 Jahren?

Wie wir angefangen haben, da war das noch ein "Igittigitt", über eigene Gefühle, über das eigene Leben zu reden. Da hatten wir mehr Publikum aus dem Gemeindebau, die Witwe aus Favoriten und weniger die sogenannten besseren Damen. Bei den Herren war’s ähnlich. Mittlerweile ist es gang und gäbe, dass man sich outet. Mir ist das fast schon zu viel Outing, ich bin ja eine alte Kuh, ich will das oft gar nicht so genau wissen, das ist mir dann peinlich.

Hat sich die Art, wie sich Männer und Frauen präsentieren, geändert?

Die Frauen sind heuer besonders gut, emanzipiert, schön, tüchtig. Einige Männer, die sich melden, sind halt so Seelchen. Denen ist in ihrem Leben etwas passiert, wo sie lange brauchen, um wieder rauszufinden. Die Männer haben’s schwer. Das freut mich aber. (lacht.)