
Redmond. Bill Gates hatte damals noch viel größere Brillengläser. Also wirklich: gigantische Brillengläser. Aber man schrieb auch das Jahr 1985. Die Brillengläser haben also nichts damit zu tun, dass Gates’ bekanntestes Produkt "Windows", also Fenster heißt. Gates wollte ja eigentlich ohnehin, dass das Betriebssystem, das die Beziehung zwischen Mensch und Computer nachhaltig verändern sollte, "Interface Manager" heißen sollte. Eine geplante PR-Aktion - ohnehin schon ein bisschen holprig in der Idee -zeigte dann, dass der Name vielleicht nicht das Ultimum an Knackigkeit war. Man wollte nämlich aus Werbezwecken das Betriebssystem auf Flughäfen ausrufen lassen - "Mr. Interface Manager" klang dann aber selbst Computernerds zu nerdig. Ein Mitarbeiter erfand dann den Namen Windows, der ja auch viel besser zur grafischen Aufmachung passte.
Dieser Tage feierte Windows seinen 30. Geburtstag. Im Vergleich zu unseren heutigen Betriebssystemen auf Geräten aller Größen merkt man "Windows 1.0" auf historischen Bildern vor allem optisch die Geburt in der Computersteinzeit an. Nichtsdestotrotz war das System so revolutionär, dass es natürlich, wie immer, wenn etwas Neues kommt, ganz viel Kritik daran gab.
Spielerisch klicken lernen
Im Fadenkreuz der Nörgler: die Maus. War man es doch bis dahin gewöhnt, Befehle über die Tastatur einzugeben. Und nun dieses neumodische Herumklicken? Ein damals höchst renommiertes Magazin schrieb gar defätistisch: Das Anschaffen einer mausgestützten Nutzeroberfläche werde sich niemals lohnen, denn es gäbe einfach "nicht genug Dinge, die sich anzuklicken lohnen". Gut, es soll ja auch Menschen gegeben haben, die dachten, "dieses Internet wird sich nie durchsetzen". Um die User an diese Maus zu gewöhnen, gab es bei Windows 1.0 ein Game namens Reversi, in dem man spielerisch den Umgang mit dem Gerät lernte.
30 Jahre später ist Windows nach wie vor das weltweit am meisten verkaufte Computer-Betriebssystem. Nicht nur die Mäuse haben sich über die Jahre geändert, auch die optische Aufmachung. Manches ist aber seit der ersten Auflage gleich geblieben: Man konnte schon damals rauf- und runterscrollen, es gab Dropdown-Listen, es gab Icons und sogar manche Applikation hat die Jahrzehnte überdauert, etwa Notepad und MS Paint. Den berühmten Start-Button und das Start-Menü gab es übrigens damals noch nicht. Der sorgt erst seit der fünften Version, Windows 95, für Ordnung.
Versöhnung via Start-Button
Der traumatische Verlust dieses liebgewonnenen Start-Buttons war auch einer der Gründe, warum die letzte Ausgabe, Windows 8, das sich mit dem Kacheldesign stark der Optik auf den Mobilgeräten annäherte, nicht besonders beliebt war. In der aktuellsten Windows-Variante, dem heuer erschienenen Windows 10, gibt es deshalb zur Versöhnung der abertausenden Kunden auch wieder einen Start-Button. Microsoft versucht nun weniger kompromisslos an die Smartphone- und Tablet-Wischer anzuschließen. Die gravierende Veränderung der Computernutzung ist wohl die größte Herausforderung, vor der der Tech-Riese im Jubiläumsjahr steht.
Vor 30 Jahren freilich war man weit davon entfernt, dass jeder einen kleinen Computer mit mindestens 16 Gigabyte Speicher in der Hosentasche mit sich herumträgt. Für Windows 1.0 reichten zwei Floppy Disks, 256 Kilobyte Speicher (das ist das Äquivalent zu den heute unbrauchbarsten USB-Sticks) und eine Grafikkarte. Wer auf den Putz hauen wollte und mehrere Programme laufen ließ, benötigte einen PC mit Festplatte und 512 Kilobyte Arbeitsspeicher.