Wien. (apa/red) ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz (55) wird sich bei der Wahl der neuen ORF-Geschäftsführung im Sommer 2016 für eine dritte Amtszeit als Chef des öffentlich-rechtlichen Senders bewerben. Dies erklärte Wrabetz in Interviews mit der APA und dem deutschen "Handelsblatt". "Ich habe den Stiftungsrat informiert, dass ich eine weitere Geschäftsführungsperiode von 2017 bis 2022 anstrebe", so Wrabetz.
"Ich glaube, dass es sinnvoll ist, meine Bereitschaft und mein Interesse ein Jahr vor Ablauf der aktuellen Periode zu zeigen. Der ORF ist gut aufgestellt, aber der Sender steht auch in den nächsten Jahren vor großen Aufgaben. Die europäischen Gesellschaften und auch die österreichische stehen vor großen Herausforderungen punkto Flüchtlingsbewegungen, Integration und sozialer Zusammenhalt. In all diesen Fragen spielt der öffentliche-rechtliche Rundfunk in ganz Europa eine große Rolle", sagte Wrabetz.
"Für den ORF heißt das, dass wir im Bereich der Information jene umfassend informieren, die sich für Information interessieren, aber auch jene erreichen müssen, die sich nicht so sehr für Information interessieren, damit diese sich nicht in Informations-Paralleluniversen verlieren." Dazu sei es laut Wrabetz notwendig, dass sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk auch im digitalen, nonlinearen Bereich entwickeln kann.
Neue Plattformen
Als zentrale Punkte nannte der ORF-Chef im APA-Gespräch dabei die Weiterentwicklung des Gebührensystems, Aktivitäten im mobilen Bereich sowie Möglichkeiten, um auf neue digitale Entwicklungen besser und schneller reagieren zu können.
Die wirtschaftliche Stabilität des Unternehmens müsse auf mittlere Sicht aufrechterhalten bleiben. Und um auf neuen Plattformen präsent sein zu können, brauche es in der nächsten Geschäftsführungsperiode die Umsetzung des Standortprojekts und der neuen Arbeitsweise, insbesondere in einem trimedialen Newsroom.
Die Wahl des ORF-Generaldirektors findet am 9. August 2016 statt, die Wahl der Direktoren und Landesdirektoren am 15. September. Vorgenommen werden die Bestellungen durch das oberste ORF-Gremium, den 35-köpfigen Stiftungsrat. 18 Stimmen sind für eine Mehrheit notwendig. Die Mitglieder des ORF-Stiftungsrats werden von Regierung, Parteien, Bundesländern, ORF-Publikumsrat und Betriebsrat beschickt und sind - abgesehen von wenigen Ausnahmen - in parteipolitischen "Freundeskreisen" organisiert. Die SPÖ kann derzeit auf 13 Vertreter zählen, dazu kommt der ursprünglich von BZÖ/FPK bestellte und von der SPÖ-geführten Landesregierung verlängerte Kärntner Stiftungsrat. Der ÖVP-"Freundeskreis" umfasst 14 Mitglieder. FPÖ, Grüne, Neos und Team Stronach haben je einen Stiftungsrat. Drei Unabhängige komplettieren das Gremium.