
Dass man mit der Gutgläubigkeit so mancher Mitmenschen gutes Geld verdienen kann, war Fritz Knobel (Uwe Ochsenknecht) schon als Kind bewusst. Inmitten des zerbombten Berlins verkaufte er nach dem Zweiten Weltkrieg selbst gebastelte, vermeintliche Führer-Memorabilien. Mit beachtlichem Erfolg. Vielleicht wäre sein Leben anders verlaufen, wenn man ihm als junger Knabe bereits auf die Schliche gekommen wäre - doch niemand schöpfte jemals Verdacht.
Jahre später - Knobel ist mittlerweile erwachsen und hat sich den bescheidenen Titel "Prof. Dr." verliehen - hat er sein Hobby zum Beruf gemacht. Als Kunst- und Antiquitätenhändler arbeitet er in einem schwäbischen Dorf an Fälschungen aller Art und bringt diese an den Mann. Das große Geld verdient er damit jedoch nicht. Da lernt er bei einem "Kameradschaftsabend" anlässlich des Geburtstags Adolf Hitlers Hermann Willié (Götz George) kennen. Willié, Reporter bei der Illustrierten "HHpress" und fasziniert vom Dritten Reich, ist sofort empfänglich für ein angebliches Tagebuch des "Führers", das sich im Besitz von Knobel befinden soll. Willié wittert eine Sensation, ist bereit, Unsummen für Hitlers private Gedanken aus der Portokasse des Magazins zu zahlen. Auf einer Pressekonferenz will man den Sensationsfund schließlich präsentieren und spricht bereits davon, die deutsche Geschichte müsse wohl völlig neu geschrieben werden.
Der Höhenflug des Meisterfälschers nimmt erst dann eine plötzliche Wendung, als ein Gutachten des Bundeskriminalamts feststellt, dass die verwendeten Materialien der Tagebücher aus der Nachkriegszeit stammen. Der Schwindel fliegt auf, die Hitler-Tagebücher offenbaren sich als Fälschung, die Blamage Williés und der gesamten Redaktion ist nicht mehr aufzuhalten.
Mit der Mediensatire "Schtonk!" (Sa., 20.15 Uhr, alle BR) verfilmte der deutsche Regisseur Helmut Dietl einen der größten Presseskandale des 20. Jahrhunderts: Die Veröffentlichung der gefälschten Hitler-Tagebücher im Jahr 1983 durch den "Stern" brachte dem Magazin einen massiven Auflageneinbruch und einen noch größeren Imageschaden. Dietls Komödie war hingegen ein voller Erfolg, brachte ihm sogar eine Oscar-Nominierung ein und zählt bis heute zu den bekanntesten Werken des 2015 verstorbenen Regisseurs.
"Schwermut und Leichtigkeit"
Das Bayerische Fernsehen ehrt Helmut Dietl am Samstagabend mit einem Themenabend und zeigt neben der Mediensatire auch eine neue Dokumentation über den Filmemacher. "Schwermut und Leichtigkeit. Dietls Reise" (Sa., 22.20 Uhr) ist ein persönliches Porträt, in dem auch sein letztes langes Fernsehinterview vom Juni 2014 zu sehen sein wird. Ein Gespräch, das heute als Rückblick, Bilanz und auch als sein Vermächtnis verstanden wird.
"Wer etwas über mein Leben wissen will, der soll sich meine Filme und Serien anschauen. Ich hab’ eh immer über mich erzählt", sagt der Regisseur, Autor und Produzent. Ein Aufruf, dem der Sender folgt und auch eine Auswahl aus Dietls besten Serien zeigt. Nach einer Folge "Monaco Franze - der ewige Stenz" (Sa., 23.05 Uhr) gibt es ein Wiedersehen mit "Kir Royal" (Sa., 23.50 Uhr), Dietls unvergleichlichem Blick auf die Münchner Schickeria. Auch eine Folge "Münchner Geschichten" (Sa. bzw. So., 0.50 Uhr) steht auf dem Programm. Sie war Dietls allererste Fernsehserie, in der er auf sein eigenes Leben zurückblickt und sich den Zuschauern als der "Tscharlie", ein arbeitsscheuer, planloser, verträumter junger Mann mit großem Interesse am anderen Geschlecht präsentiert. Abschließend folgt im Nachtprogramm noch eine Folge von Dietls unbekanntester Serie: "Der ganz normale Wahnsinn" (Sa. bzw. So., 1.40 Uhr), in der sich gleich zwei Persönlichkeiten Dietls finden: ein Playboy und ein neurotischer Journalist.
Helmut Dietl hatte die Begabung, ernsthafte Themen in viel Satire zu verpacken. Er spürte menschliche Schwächen auf und entgegnete ihnen mit Ironie und schamloser Ehrlichkeit. Dass er sich selbst dabei allerdings nie zu ernst nahm, machte ihn wohl erst zu einem der ganz Großen.