
Es hätte eigentlich ein ziemlich düsterer Film über eine Prostituierte werden sollen, die sich ihren Lebensunterhalt am Hollywood Boulevard verdient und am Ende an einer Überdosis stirbt. Das schrieb zumindest das Skript vor, ehe es den Walt Disney Studios in die Hände fiel. Viel wurde damals darüber diskutiert, ob es sinnvoll sei, den Film überhaupt zu produzieren, denn die Verantwortlichen hatten so ihre lieben Probleme damit, das Drehbuch in ein modernes und Walt-Disney-konformes Märchen zu verwandeln. Schließlich ging man das Risiko ein, adaptierte den Stoff zu einer "Er rettet sie und sie rettet ihn"-Romanze und einigte sich auf den Filmtitel "Pretty Woman" - der Rest ist (Film-)Geschichte.
Mit einem Budget von angeblich nur rund fünfzehn Millionen US-Dollar spielte "Pretty Woman" weltweit knapp 500 Millionen an den Kinokassen ein, zählt heute zu den Klassikern im Romantik-Genre und ebnete den Weg zur Weltkarriere für Hauptdarstellerin Julia Roberts.
ORFeins zeigt "Pretty Woman" (Do., 20.15 Uhr, ORFeins) am morgigen Nationalfeiertag anlässlich des bevorstehenden 50. Geburtstags von Julia Roberts am 28. Oktober. Bereits im Vorabendprogramm ist das Geburtstagskind in einer weiteren Paraderolle zu sehen: "Die Hochzeit meines besten Freundes" (Do., 18.05 Uhr, ORFeins) erzählt von der plötzlichen Panik, die Restaurantkritikerin Julianne (Roberts) ergreift, als sie erfährt, dass ihr bester Freund Michael (Dermot Mulroney) die junge Millionenerbin Kimmy (Cameron Diaz) heiraten wird. Da Michael für Julianne aber immer so etwas wie ihre Versicherung war, ein Mann, den sie glaubte, stets an ihrer Seite zu wissen, ist sie mit der Vermählung ganz und gar nicht einverstanden. Demnach hat Julianne während der Hochzeitsvorbereitungen nur ein Ziel vor Augen: Sabotage.
Am späteren Abend ist Julia Roberts in einem weiteren Klassiker an der Seite von Hugh Grant zu sehen. In "Notting Hill" (Do., 22.20 Uhr, ORFeins) verkörpert sie Hollywoodstar Anna Scott, die während eines Aufenthalts in London Buchhändler William Thacker (Grant) kennenlernt und in ihm eine Chance sieht, für ein paar Tage aus ihrer hektischen, von Paparazzi belagerten Welt auszubrechen. Beide entwickeln jedoch schnell echte Gefühle füreinander und es folgen eine Reihe Missverständnisse, bis Anna erkennt, was sie wirklich will und William gesteht: "Der ganze Ruhm ist nichts Echtes. Vergiss nicht, ich bin auch nur ein Mädchen, das vor einem Jungen steht und ihn bittet, es zu lieben."
Und schließlich folgt im Nachtprogramm noch das Drama "Erin Brokovich" (Do., bzw. Fr., 0.20 Uhr, ORFeins), in dem Julia Roberts als titelgebende Anwaltsgehilfin einen Umweltskandal aufdeckt. Für den Film, der auf einer wahren Begebenheit basiert, erhielt sie einen Oscar als beste Hauptdarstellerin.
Am Freitag steigt auch ATV in die Feierlichkeiten mit ein und zeigt im Hauptabend die Liebeskomödie "Die Braut, die sich nicht traut" (Fr., 20.15 Uhr, ATV), in der Julia Roberts erneut an der Seite von Richard Gere brilliert, ehe am Sonntag noch der Film "Mona Lisas Lächeln" (So., 14.40 Uhr, ATV), mit Roberts als provokante und emanzipierte Kunstlehrerin an einer Elite-Uni in den 1950er Jahren das Programm vervollständigt.
Gender Gap
made in Hollywood
Wenn Frauen in Hollywood ihr 40. oder gar 50. Lebensjahr erreichen, dann sind oftmals zwei Arten der öffentlichen Zelebrierung zu beobachten: Empörung über die unübersehbaren Schönheitsoperationen, mit denen die Stars nachgeholfen haben, oder aber blanke Verwunderung angesichts der Tatsache, dass sich das Geburtstagskind noch derart "gut gehalten" hat. Für Männer ist das Alter in Hollywood bekannterweise seit jeher weniger relevant. Statistiken zeigen, dass sie ihren Karrierehöhepunkt erst mit rund 46 Jahren erreichen - gemessen an den Filmrollen, die sie ergattern. Bei Frauen ist dieser Höhepunkt schon rund sechzehn Jahre früher, mit knapp 30 Jahren erreicht, wie das "Time" Magazin 2015 schonungslos vorrechnete. Es gilt also, sich in jungen Jahren einen Namen zu machen, um später überhaupt noch Chancen auf die wenigen selektiven Rollen zu haben, die Hollywood für Frauen im Segment 40 Plus vorgesehen hat. Ein extremer Druck, an dem schon viele Schauspielerinnen zerbrochen sind.
Julia Roberts blieb dieses Schicksal erspart. Und Anfang zwanzig möchte sie sowieso nicht noch einmal sein. In einem aktuellen Interview mit "Harpers Bazaar" reflektiert sie ungewohnt selbstkritisch, damals "eine egoistische kleine Göre" gewesen zu sein, "die herumlief und versuchte, Filme zu machen". Ihrer Karriere hat das aber offenbar nie geschadet: Ihr neuer Film "Wunder", ein Drama über einen Jungen, der mit einem deformierten Gesicht zur Welt kommt und lernen muss, damit umzugehen. Der Film gilt bereits vor der Premiere als Oscar-Kandidat.