Wien. Am 16. Jänner 1995 ging das ORF-Radio FM4 erstmals on air. Heute sendet der Jugendradiosender bereits in seinem 23. Jahr. Er steht für Subkultur, Underground und Gegenöffentlichkeit und ist aus der heimischen Radiolandschaft nicht mehr wegzudenken.
Nun droht ihm durch die neue ÖVP-FPÖ-Regierung offenbar das Aus. Einem "Falter"-Bericht zufolge wurde vergangenen Freitag eine außerordentlicher Ausschuss einberufen. Thema war die Umsiedelung von FM4 auf den Küniglberg. Die Maßnahmen wurden in Frage gestellt, da laut Regierung FM4 2019 eingestellt werden soll. Laut Bericht ist die offizielle Begründung: "Nichterfüllung des Bildungsauftrags".
Blümel will sich nicht an Gerüchten beteiligen
Medienminister Gernot Blümel will sich an Spekulationen über eine kolportierte Einstellung des ORF-Radios FM4 nicht beteiligen. "Das ist eines von sehr vielen Gerüchten, die derzeit zu medienpolitischen Fragen umgehen. Wir wollen uns aber mit medienpolitischen Inhalten, nicht mit Gerüchten ohne Grundlage beschäftigen", hieß es dazu aus dem Büro von Medienminister Gernot Blümel (ÖVP).
Blümel bereitet derzeit eine Medienenquete vor, "um einen echten medienpolitischen Diskurs in Österreich zu starten". Stattfinden soll diese Expertentagung, bei der es auch um den ORF und eine mögliche Reform des öffentlich-rechtlichen Senders gehen wird, im Frühjahr. "Bis dahin wird es wohl immer wieder unterschiedliche Spekulationen von verschiedenen Seiten geben. Daran werden wir uns nicht beteiligen", sagte eine Sprecherin von Blümel der APA.
Im ORF reagierte man gelassen auf die Meldungen. "Uns ist von diesbezüglichen Plänen nichts bekannt", sagte Kommunikationschef Martin Biedermann. Begehrlichkeiten auf eine ORF-Senderkette gibt es schon seit längerem von Privatradios wie etwa dem von der "Kronen Zeitung" betriebenen Kronehit oder Wolfgang Fellners Ö24.
In den sozialen Medien formieren sich bereits Unterstützer, die ein mögliches Aus verhindern wollen.
"Von der linken Seite hochgespielt"
Norbert Steger, der für die FPÖ im Stiftungsrat des ORF sitzt, sagte der "Presse", er könne zu einem Aus des Senders nichts sagen, "weil nichts feststeht". Seiner Meinung nach würden die Gerüchte von der "linken Seite hochgespielt". Er verweist auf die Regierungserklärung: Demnach würde kein Sender verkauft werden. Eine Vereinbarung, dass alle bestehen bleiben, gebe es hingegen nicht. Nach Ostern soll eine ORF-Enquete Klarheit bringen.
FM4 gilt als linker Radiosender. Der medienpolitische Sprecher der FPÖ, Hans-Jörg Jenewein, echauffierte sich über ein FM4-Posting auf der Foto-Plattform Instagram. Er sieht "im ORF eine Unkultur der politischen Distanz- und Respektlosigkeit".