Willy der Wombat von der Küstenwache - der hat gefehlt, und Henry der Haifisch mit seinen Abenteuern bei der Flugrettung auch. Aber sonst sind die Bildschirme tierisch bevölkert gewesen in den früheren Tagen des Fernsehens. Ach, wo sind sie alle hin, die Collies und die Kängurus, die Delphine und Schimpansen und Löwen und was es sonst noch alles an Familienunterhaltung mit einem Hauch Spannung gegeben hat? Wehmütig wird man - und mancher verfällt beim Nachrechnen nahezu in einen Schockzustand: Ist es an diesem Freitag wirklich schon 60 Jahre her, dass "Fury" erstmals über die deutschsprachigen Bildschirme flimmerte? Wenn ich mich an den Gaul erinnern kann, da wäre ich ja... Wie alt..? Menschenskind!

Aber so schnell muss es jetzt nicht gehen mit der Anmeldung im Pensionistenwohnheim. "Fury" hat ja als TV-Klassiker manch Wiederholung erfahren, zuletzt 1997. Zuvor sind auch in mehreren Blöcken einige noch nie gezeigte Folgen ausgestrahlt worden.

"Fury", der Rappenhengst mit dem eigentlich gar nicht familienfernsehengerechten Namen "Zorn": Irgendwie hat er das Modell vorgegeben für eine Flut von Serien mit tierischen Hauptdarstellern - oder tierischen Nebendarstellern, die unversehens zu Hauptdarstellern geworden sind, weil neben einem Tier der Mensch automatisch zum Nebendarsteller wird, selbst wenn er als Hauptdarsteller vorgesehen ist.

Zum Beispiel: Erinnert sich jemand an Marshall Thompson und Cheryl Miller? Ja, wirklich, das waren die Stars von... Moment, anders gefragt: Clarence, der schielende Löwe, ist doch ein Begriff, oder? Und Judy, die Schimpansin auch. Richtig: Das war "Daktari", die Serie um den Urwald-Tierarzt. Clarence und Judy waren stets mit von der Partie, wenn Wilderern das Handwerk gelegt wurde. Marshall Thompson war übrigens der Darsteller von Dr. Marsh Tracy, Cheryl Miller spielte seine Tochter.

Die Philosophie des Löwen

Im Prinzip folgte "Daktari" dem Modell von "Fury": Die Tiere führen die krimiähnliche Handlung einem guten Ende zu mit zweierlei Moral. Erstens, dass sich Verbrechen nicht lohnt. Und zweitens, dass Tiere die besseren Detektive sind. Den Höhepunkt hat das Konzept Jahrzehnte später in "Kommissar Rex" gefunden, dem bisher letzten Ausläufer der einschlägigen tierischen TV-Unterhaltung.

Gibt es eigentlich eine Art Philosophie hinter diesen Geschichten? So auf der Basis: Die Tiere als Vertreter der Natur stellen die moralische Ordnung wieder her, also ist die moralische Ordnung naturgegeben? Viel zu hoch gegriffen! Oder doch nicht. Immerhin war Theodor W. Adorno, der das Fernsehen zu den Medien zählte, die den Menschen knechten, ein Anhänger von "Daktari". Dass der deutsche Philosoph nur so eingeschaltet hat, um abzuschalten, ist kaum anzunehmen.