Wien. Wenn er auf der Bühne steht, ist er in seinem Element. Seine entspannte, zurückgelehnte Art als Privatperson verwandelt sich hier in eine enorme Energie, die sich teils aus musikalischer Hingabe und zum anderen Teil aus Bescheidenheit speist. Seinen Drang, im Mittelpunkt zu stehen ("Aber es ist schon besser worden!"), lebt er hier voll aus.

Felix Kramer, der Newcomer in Sachen Wienerlied, ist ein Sympathieträger, weil er sich sein Interesse an der Menschlichkeit nicht aufsetzt, sondern es spontan kommt. "Ich habe nichts verstanden, aber ich bin interessiert", antwortet er auf einen undefinierbaren Zuruf aus dem Saal des Konzerthauses bei seinem letzten Auftritt. Seine Lieder, begleitet von Gitarre, einmal mit, einmal ohne Band, gibt er in raunzigem Wienerisch, bei dem sich Singen mit Sprechen verbindet. Das ist insofern stimmig, als er sich als Erzähler von Alltagssituationen versteht. "Mich interessiert das, was wirklich passiert. Ich bin nicht so der große Poet." Was man durchaus als Understatement verstehen darf. Die Kategorie Poetik des Alltags entspricht ihm nämlich sehr. Insofern hat auch der Dialekt bei ihm tatsächlich Sinn, schon allein deshalb, weil er die Mündlichkeit aus Wohn- oder Schlafzimmergesprächen in die Musik holt. "Wenn i di frog, ob du mi liab host, dann sogst du ‚Na‘, und nochher sogst du ‚Wor a Spaß!‘"

Mäandern zwischen Frohmut und Hoffnungslosigkeit

Die Texte sind verwurzelt im Hier und Jetzt, dementsprechend trist sind die Inhalte: "Des muaß doch wem auffolln, dass net olle glücklich san". Wenn er aber singt: "Moch di net fertig, es is hoit nix woan", schwingt auch ein tröstlicher Optimismus mit. Mit durchgehend melancholischer Grundstimmung besingt er so das Lebensgefühl unserer Zeit. "A Terroranschlag is für uns scho so normal" oder er reimt ein resigniertes "Es bleibt as Gfühl, es wor nix" auf ein aufrüttelndes "Do herumsitzn, bringt gor nix".

Genau aus diesem Mäandern zwischen Hoffnungslosigkeit und Frohmut speist sich die Kraft seiner Texte. Dazu gehört für ihn auch politisches Bewusstsein und ein Blick für gesellschaftlichen Missstand. "Die Leit san entweder unzufrieden oder depressiv, also irgendwos lauft do grod gewoitig schief". Es ist ihm ein Anliegen, mit politischen Themen hinauszugehen und Farbe zu bekennen: "Immer zu sagen, Moment einmal, wir finden das aber nicht gut, das ist mir extrem wichtig."