Für die UFO-Gemeinde hingegen erscheint stets die außerirdische Herkunft der Fluggeräte die einzig mögliche Erklärung: Auf der Erde gibt es, argumentieren die Gläubigen, keine Technik, die solche überlegenen Flugeigenschaften wie die beschriebenen ermöglicht, und optische Täuschungen müssen ausgeschlossen werden, da sich Piloten ebensowenig wie eine Landbevölkerung mit ihrer Naturverbundenheit von Wolken oder natürlichen Lichtspielen aufs Glatteis führen ließe.

Dass die Gemeinde naturgemäß von Golubs Vorschlägen nichts wissen will, versteht sich von selbst. Was fliegt und nicht identifiziert werden kann, ist für sie zwangsläufig das Gefährt einer außerirdischen Intelligenz. Allenfalls folgen noch Überlegungen, ob es eine außerirdische Intelligenz ist, die auf eine Stippvisite an der Erde vorbeischaut, oder ob die Außerirdischen hier bereits ihre Basen haben, etwa im Erdinneren oder in den Tiefen der Meere. Ehe die Verschwörungstheoretiker Fehlfunktionen und optische Täuschungen gelten lassen, sind die grünen Aldebarankraken auf einen kleinen Universum-Rundflug gegangen.

Dabei wird das Pferd, wie bei ausnahmslos allen Verschwörungstheorien, vom Schwanz her aufgezäumt: Nicht einzelne Beobachtungen und Berechnungen führen zu einer möglicherweise überraschenden Erkenntnis, sondern es werden einzelne Vorfälle als Beweis für ein von vorneherein feststehendes Bild genützt. Im Fall der UFOs geht es nicht um die Überlegung, was hinter den Vorfällen, die ja tatsächlich stattgefunden haben, in Wahrheit stecken könnte, sondern die Vorfälle werden als Bestätigung für eine außerirdische Präsenz benützt, auf die es aber, abgesehen von diesen Vorfällen, keinen einzigen weiteren Hinweis gibt: Wir sehen außerirdische Flugobjekte, ergo gibt es Außerirdische, und diese Außerirdischen müssen die Erde besuchen, weil wir ja sonst ihre Flugobjekte nicht sehen würden. Welch ein Trugschluss!

Auch der klassische UFO-Zwischenfall schlechthin, der Roswell-Absturz, ist keine Ausnahme. Längst steht fest, dass es sich bei dem Wrack um einen Stratosphärenballon der USA gehandelt hat. Die Lüge des Verteidigungsministeriums, es sei ein Wetterballon gewesen, hatte einen guten Grund: Das Ding war nämlich ein ganz und gar geheimer Spionageballon, der in quasi unerreichbarer Höhe heimlich und sehr still über die Sowjetunion dümpeln sollte.

Die Lüge vom Wetterballon ist aufgeflogen, der Schluss der UFO-Verschwörungstheoretiker folgte auf dem Fuß: Ballon? - Ach was! Das muss eine fliegende Untertasse gewesen sein. Das Verteidigungsministerium wiederum mochte die Spionage nicht zugeben, und bis es sich endlich doch dazu durchgerungen hat, war die Legende, vermehrt um geborgene Leichen von Außerirdischen - wenn nicht sogar einer noch gelebt hat - bereits eine unauslöschbare Verschwörungstheorie geworden. Die bessere Geschichte gewinnt halt immer.

Wobei diese ganzen UFO-Geschichten durchaus - ja: Spaß machen, solange man nicht auf sie hineinfällt und wirklich an den Besuch der Außerirdischen zu glauben beginnt. Wenn man die entsprechenden Bücher liest und die entsprechenden Internet-Seiten frequentiert, kommt man nämlich zum Schluss: Die UFOs sind überall. Zwar haben sie eine Vorliebe für die USA, aber längst flitzen sie auch über Russland, China und Japan. Verschwörungstheoretiker jeglichen Landes wollen welche haben. In Österreich ist übrigens 1344 erstmals eines verzeichnet, und zwar ist laut einer "Historischen Beschreibung", gedruckt von Johann Baptista Hummel, "an dem Dienstag in der Charwoche bei angehender Nacht zwischen 7 und 8 Uhr [ein] erschrecklich feuriger Klotz, in Gestalt, Form und Größe eines Kübels" über Feldkirch geflogen. 2018 wurden sogar einige gesehen - von denen sich eines schließlich als Segelflugzeug zu erkennen gab. Schon ist aus dem UFO quasi ein IFO geworden, ein Identifiziertes fliegendes Objekt. Wenn nicht diese Identifizierung eine Verschwörung der UFO-Leugner gewesen sein sollte.

Schließlich kann man nie wissen. . .