Zuerst einmal alle guten Wünsche für das neue Lebensjahr den heutigen Geburtstagskindern! In Österreich sind es übrigens laut Statistik Austria 5958. Wie fühlt man sich, wenn man in vier Jahren nur um ein Jahr altert? Gewiss, wenn man mit 16 erst 4 ist, schlaucht das gewaltig. Aber mit 100 erst 25 sein - das garantiert schon Lebensqualität!

Ja, wenn‘s nur so wäre. In Wahrheit verstreicht die Zeit unerbittlich, und Kalender wie Uhren sind nur menschliche Krücken, sie zu erfassen. So vertritt in allen Nicht-Schaltjahren rechtlich, etwa in der Frage der Volljährigkeit, der 1. März den 29. Februar.

Die ganze Misere von Geburtstag-nur-alle-vier-Jahre fängt quasi am Anfang an. Seinerzeit, als die Erde beschloss, die Sonne zu umrunden, beging sie, jung wie sie war, eine Ungenauigkeit. Statt dafür genau 365 mal 24 Stunden Tage zu veranschlagen oder genau 366 mal 24 Stunden, pendelte sie sich bei 365 mal 24 Stunden plus 5 Stunden plus 48 Minuten plus 46 Sekunden ein.

Kalenderkorrekturen

Was tun, wenn man einen Kalender erstellt, der zwangsläufig nur ganze Tage haben kann? Die 5 Stunden irgendwas Minuten und Sekunden lässt man unter den Tisch fallen. Fängt halt das Kalenderjahr rund 6 Stunden zu früh an. Kein Problem. Zumindest nicht im ersten Jahr. Im zweiten auch noch nicht. Aber nach 10 Jahren wäre es schon Verschiebung um zweieinhalb Tage, und wann sich ein Jahr um ein Jahr verschiebt, kann jeder selbst ausrechnen. Wobei: Das ganze Jahr wäre nicht einmal das Problem. Das halbe Jahr schon eher, zumal in Zeiten, die Aussaat und Ernte vom Kalender abhängig machen mussten, weil sie noch kein gentechnisch verändertes Getreide hatten, das notfalls im Schnee wächst. Praktisch alle Sonnenkalender führten daher Schalttage ein. Wie fast immer bei pragmatischen Lösungen, die seit der Antike halten, stecken die Römer hinter dem Gummi-Monat Februar.

Zuerst hatten sie ein kompliziertes System, in dem auf den Februarius der Schaltmonat Mercedonius folgte. Die Schaltung war auf Vier-Jahres-Zyklen verteilt deren Jahre zuerst 355, 377, 355 und 378 Tage, später vier Jahre zu 355, 376, 355 und 355 Tage hatten. Die Monate dauerten 29 oder 31 Tage, lediglich der Februar hatte 28.

Julius Caesar fand das System unpraktisch. So führte er 45 vor Christi Geburt, Bescheidenheit muss sein, den Julianischen Kalender ein. Er strich den Schaltmonat, wechselte bei 11 Monaten zwischen 30 und 31 Tagen und übernahm für den die ägyptische Regelung mit einem Schalttag alle vier Jahre, den er auf den Februar festlegte. Wer ihn wohl auf diese glorreiche Idee mit dem Schalttag alle vier Jahre gebracht haben mag, die den Kalender bis heute prägt? Wann hatte er doch gleich die Affäre mit Kleopatra? - 48 vor Christus.

Nach seiner Ermordung wurde übrigens ihm zu Ehren der 31-tägige Monat Quintilis in Julius umbenannt, wie dann später der Sextilis nach dem Herrschertitel des Octavian auf Augustus umgetauft wurde - praktischerweise auch ein Monat mit 31 Tagen und auf den Julius folgend. So bildet sich die römische Geschichte in unserem Alltag ab. Ewig schade, dass Nero auf solche Eitelkeiten verzichtet hat. Man stelle sich vor, die Wiener Festwochen fänden im Nero, statt und die Salzburger Festspiele im Caligula.

Papst Gregor XIII. verfeinerte dann den Julianischen und verordnete seinen Gregorianischen Kalender 1582 mit der Bulle "Inter gravissimas".

Notwendig war das wegen der 5 Stunden plus 48 Minuten plus 46 Sekunden, die eine Sonnenumrundung von genau 365 mal 24 Stunden abweicht. An die hat Caesar nicht gedacht (vielleicht hatte er ja auch gerade Krach mit Kleopatra). Das Julianische Jahr war eine Spur zu lang. Und so musste der keusche Papst nachbessern, was eine außereheliche Beziehung begonnen hatte.

Geburtstage und Opern

So verordnete der Papst eine Jahresverkürzung: Normalerweise wären alle Hunderter-Jahre (also 1600, 1700, 1800 usw.) Schaltjahre, da sie durch vier teilbar sind. Aber nach der Gregorianischen Regel sind von diesen alle die Hunderter-Jahre, deren Zahl durch 400 dividiert keine ganze Zahl ergibt, keine Schaltjahre. Ergo waren die Jahre 1700, 1800 und 1900 keine Schaltjahre. Bitte schon jetzt darauf vorbereiten: Die Jahre 2100, 2200 und 2300 werden demnach ebenfalls keine Schaltjahre sein.

Zurück zum Schalttag und all den 29. Februaren, die Geschichte geschrieben haben, sei es durch Ereignisse oder Geburtstage. Etwas kurios ist, dass der Tag der Seltenen Krankheiten auf den 29. Februar gelegt wurde - symbolträchtig zwar, aber leider verschwinden solche Krankheiten nicht in den Jahren dazwischen.

Geburtstage: Zum Beispiel war der italienische Komponist Gioachino Rossini ein Kind des 29. Februars (1792), was ihn mit dem steirischen Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (1952), dem Schweizer Schriftsteller Martin Suter (1948) und dem Deutschen Wilhelm Steputat (1868) verbindet, wobei letztgenannter weniger durch seine Hauptberufe als Politiker und Jurist in Erinnerung ist als durch die Herausgabe eines Reimlexikons.

Johann Joachim Eschenburg, einer der ersten Übersetzer der Dramen Shakespeares, ist hingegen am 29. Februar 1820 gestorben und 1928 der Schweizer Bühnenbild-Revolutionär Adolphe Appia.

Von politischer Bedeutung ist der 29. Februar vor allem für Tschechien, denn an diesem Tag nahm 1920 die tschechoslowakische Nationalversammlung die Verfassung der Tschechoslowakischen Republik an.

Ein wirklich guter Tag war der
29. Februar für die französische Grande Opéra: 1828 wurde Daniel François Esprit Aubers "Die Stumme von Portici" uraufgeführt und 1836 Giacomo Meyerbeers "Hugenotten" - beides Dauerbrenner im Opernrepertoire bis ins beginnende 20. Jahrhundert.

Das Theater trägt 1892 zum 29. Februar die Uraufführung von Brandon Thomas’ "Charleys Tante" bei. Was soviel bedeutet, dass diese Klamotte, über die man heute noch Tränen des Lachens vergießt, sage und schreibe - Moment einmal, ja, richtig: gerade einmal 32 Jahre alt ist.