Mit einem vielstimmigen Video haben die Kuratorinnen und Kuratoren des neuen Wiener Medienkunstfestivals CIVA am Freitagvormittag zum Auftakt ihre Vision für die erste Festivalausgabe vorgestellt. CIVA steht für "Contemporary Immersive Virtual Art" und orientiert sich bei der Aussprache am Wort Cyber. Bis zum 27. Februar will man "Virtual Bonding" zelebrieren und "gemeinsam nach Wegen suchen, wie ein Festival der Zukunft aussehen kann", so Festivalleiterin Eva Fischer.

"CIVA ist eine Gelegenheit, sich nicht nur mit gleichgesinnten und kreativen Geistern zu vernetzen, sondern auch neue Paradigmen zu initiieren, die die Vielfalt einflussreicher Individuen und Talente hervorheben, die unsere formative Welt formen und verändern", postulierte Festival-Kurator Ayo Aloba im Rahmen der hauptsächlich auf Englisch absolvierten Eröffnung. "Nehmt das Digitale nicht zu ernst und habt vor allem Spaß", richtete sich das internationale Kuratoren-Kollektiv, das weiters aus Angie Pohl, Martina Menegon, Dalia Ahmed, Tonica Hunter, Laura Welzenbach, Marija Milovanovic und Marijn Bril besteht, an das Publikum.


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CIVA
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Für Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) ist das rein digitale Festival nicht zuletzt aufgrund der Corona-Pandemie eine Notwendigkeit, da sich sowohl Kunst als auch Diskurs zunehmend ins Digitale verlagert hätten. Das Festival sei eine "Chance, über uns nachzudenken und darüber, wohin wir uns als Gesellschaft bewegen". Elisabeth Noever-Ginthör von der Wirtschaftsagentur Wien sieht in CIVA eine wichtige "Schnittstelle zwischen Mensch und Technologie". Festivalleiterin Fischer betonte, dass es sich bei CIVA "nicht um ein kommerzielles Produkt, sondern um einen mit sehr viel Liebe gestalteten virtuellen Ort", handle. Dieser solle vor allem niederschwellig sein, der soziale Austausch stehe im Fokus.

So können die Ausstellung und die Talks nicht nur passiv konsumiert werden, sondern sollen auf diversen Kanälen auch kommentiert werden. Darüber hinaus könne man sich auf den unterschiedlichen Plattformen grundsätzlich vernetzen und auch neue Themen aufbringen. Die Palette ist dabei groß: Neben der "Kommunikationszentrale" Discord stehen zum "Abhängen" Mozilla Hubs, Twitch, Instagram oder Zoom zur Verfügung.

In dem am Freitag vorgestellten CIVA-Manifest heißt es: "Ein Festival ist Ort und Zeitpunkt, an dem sich Energie bündelt. Es baut auf der Vergangenheit auf, zeigt die Gegenwart und schaut in die Zukunft. Aus allen Richtungen strömen Menschen zusammen, um gemeinsam zu erleben: um ihren Horizont zu erweitern, gemeinsam einzutauchen, sich gehen zu lassen, sich zu vernetzen. Ein Festival ist Metapher für unser soziales Leben, für unser gutes Leben. Hier wird Gesellschaft erprobt und diskutiert. Hier findet sie statt." Man trete an, um "die Potenziale künstlerischer Zugänge im Zusammenspiel mit Wissenschaft, Technologie und globaler Gesellschaft sichtbar zu machen und zu stärken".

Im Anschluss an die Eröffnung führten Fischer und Menegon in einer Tour durch die virtuelle Ausstellung "Expanded Realities and Networked Voices", die sich jedoch als wenig niederschwellig erweist. Ohne diverse Browser-Erweiterungen, Apps und VR-Brille geht das Erlebnis am Besucher vorbei. Das erste Kapitel, das am Vormittag vorgestellt wurde, nennt sich "Ludic Activism" und erzählt "Geschichten über persönliche und soziale Ermächtigung, erzählt mit Methoden der Game Art und interaktiven Elementen", wie es im Programm heißt. Zu erleben sind dabei fünf Arbeiten von u.a. Morehshin Allahyari ("The Laughing Snake. She who sees the unknown"), Cassie McQuater ("Black Room") oder Hannelore Jarvis Essandoh und Wilhelm Scherübl ("Would you (re) act?").

Das Ziel der Schau ist es laut Fischer, "die kritische Betrachtung jener Macht zu befördern, die digitale Werkzeuge heute über uns zu haben scheinen", und meint damit die Omnipräsenz der sozialen Medien und den Einfluss der dahinter stehenden Konzerne. Heute um 20 Uhr steht das erste audiovisuelle Konzert auf dem Programm: Mit dabei sind Jahson the Scientist, Matteo Haitzmann, MONOCOLOR, Arno Deutschbauer und Sippin' T. Abgerundet wird das Programm durch zahlreiche Diskussionen und Vorträge.(apa)