Bausteine für Buben, Puppen für Mädchen - die Klischees und die Kluft zwischen den Geschlechtern sind - immer noch - groß, in der realen wie in der virtuellen Welt. Die "Initiative Digitalisierung Chancengerecht" (IDC) will diesen Spalt verringern. Unter dem Titel "Siri, such Programmiererin..." diskutiert ein Panel mit Initiatorin Doris Schmidauer heute, Mittwoch, beim Ars Electronica Festival "A New Digital Deal" in Linz.
JKU-Professorin für Roboterpsychologie Martina Mara moderiert die Diskussion und schickte ihr Team im Voraus zur Recherche. In 20 Spielzeuggeschäften wurde ein Geschenk für "das fünfjährige Kind von Bekannten" verlangt. In 19 Fällen fragte das Verkaufspersonal gleich nach dem Geschlecht des Kindes, berichtete Mara. Angeboten - und auch gekauft, wie beim Symposium zu sehen - wurden Kuscheltiere, Puppen, Pferdefiguren für die Mädchen, Konstruktionsspielzeug wie Lego für die Buben - für Mädchen wurde kein einziges Mal dazu geraten. "Wenn wir schon im Kindergartenalter vermitteln, dass Konstruieren und Tüfteln eher zu Buben als zu Mädchen passt, dürfen wir uns später nicht wundern, wenn nach wie vor weniger junge Frauen als Männer das Gefühl haben, dass eine technikorientierte Ausbildung eine passende Wahl für sie sei. Rollen, die als Kind erlernt werden, werden häufig zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung", sagte Mara.
Universität der Digitalen Transformation
Auch bei der geplanten Universität der Digitalen Transformation in Oberösterreich müsse man ansetzen. "Wir wissen etwa, dass sich Frauen oft für innovative Brückenschläge zwischen Informatik und anderen gesellschaftsrelevanten Domänen interessieren, beispielsweise für die Verbindung von Künstlicher Intelligenz und Klimaschutz, wo auch in der Forschung schon überdurchschnittlich viele Frauen unterwegs sind", erklärte Mara. Deshalb müsse beim Studienangebot der neuen Uni stärker in solche Richtungen gedacht werden und "dort muss ein Klima geschaffen werden, in dem Diversität hoch geschätzt wird", forderte die Leiterin des Robopsychology Labs an der JKU Linz.
Die digitale Kluft zwischen den Geschlechtern, "die ja sehr real ist", so Schmidauer, zeige der UNESCO-Bericht "Ich würde erröten, wenn ich könnte" - so antwortete Siri früher auf eine sexistische Beschimpfung. Auf diesen bezieht sich die IDC. Es sei wichtig, die Schieflagen zu thematisieren und aufzuzeigen, "nämlich, dass viel zu wenige Frauen in die Gestaltung dieser Digitalisierung eingebunden sind", betonte Schmidauer. Emanzipation, Frauengerechtigkeit "ist mir ein Herzensanliegen", bekannte sie. Die Initiative setze in Österreich an, wobei Vernetzung wichtig sei. "Wir sind sehr an internationalen Kontakten interessiert, aber auch konkret daran, dass Maßnahmen in Österreich gesetzt werden, damit diese digitale Kluft aufgelöst wird." Bereits das Kick-off-Event der "Initiative Digitalisierung Chancengerecht" im Juni sei ein großer Erfolg gewesen. Das Interesse vieler Verbündeter und Expertinnen sei eine Bestätigung dafür, dass es da ein Problem gebe, "also wir können etwas bewirken".(apa)