Wien. Nimmt man heutzutage doch eher an, der Trend zum Lesen ginge durch Fernsehen, Internet und Co. eher zurück, zeigen Studien das Gegenteil: Im Zuge der Österreichischen Festwoche des Lesens 2011, die am Montag begann, wurden Ergebnisse einer Focus-Befragung zum Thema "Lesen" präsentiert. Demnach lesen die Österreicher im Durchschnitt täglich 40 Minuten ein Buch, 31 Minuten eine Tageszeitung und 18 Minuten Zeitschriften und Illustrierte. Das zeigt einen Anstieg des Lesekonsums im Vergleich zu Studien von 2009. Während Jugendliche täglich gar 43 Minuten lang Bücher lesen, sind es bei über 50-Jährigen nur 38 Minuten. Außerdem ist die Zahl der Entlehnungen in österreichischen Bibliotheken 2010 um fast eine Million auf erstmals über 20 Millionen gestiegen. Die Zahl der eingeschriebenen Benutzer hat sich um 8,5 Prozent auf 900.000 erhöht.
"Die Entlehnzahlen der Büchereien Wien bewegen sich schon seit etlichen Jahren auf hohem Niveau", meint Markus Feigl von den Büchereien Wien. Hier kam es im Jahr 2010 zu 5,9 Millionen Entlehnungen, mehr als 2009. "Die bisher vorliegenden Zahlen lassen heuer ein Erreichen der Zahlen von 2010 erwarten."
E-Book ist immer beliebter
Dass der Trend nach oben geht, wundert Feigl nicht. Denn "die Büchereien Wien verleihen schließlich nicht nur das gedruckte Buch, sondern auch audiovisuelle und digitale Medien, von denen viele auf mobilen Endgeräten wie etwa den E-Book-Readern genutzt werden können. Dieses Angebot werde ausgesprochen gut angenommen, was sich natürlich ebenfalls auf die Entlehnzahlen auswirkt. Außerdem meint Figl, dass "das Internet das Interesse am Medium Buch eher anspornt".
Um den Trend zusätzlich zu unterstützen, setzen die Büchereien Wien massiv auf Leseförderung, die schon im Kleinkindalter ansetzt. "Wir bieten etwa eine Veranstaltungsreihe zur Lesefrühförderung von Kindern ab dem ersten Lebensjahr, in der auch die Eltern Tipps erhalten - damit legen wir schon früh den Grundstein für Lesemotivation." Dass es in Österreich eine "Lesekultur" gibt, davon ist Feigl überzeugt. "Lesen ist für viele eine bereichernde Beschäftigung." Für ihn bedeutet Lesekultur, "dass das Lesen integraler Bestandteil des Alltags ist". Faktoren, die das Leseverhalten eines Menschen beeinflussen, sind "primär sicher das Elternhaus, aber auch Alter und Geschlecht." Man versuche daher, den Eltern mitzugeben, wie wichtig das gemeinsame Lesen sei. Die Büchereien Wien versuchen außerdem, als kostengünstige Institution (etwa ist Lesen für unter 18-Jährige gratis) auch bildungsferne Schichten anzusprechen.