"Wiener Zeitung": Im Vergleich zu den anderen Wiener Stadträten machen Sie am wenigsten Negativschlagzeilen - hat das etwas mit dem Kultur-Ressort an sich zu tun?
Andreas Mailath-Pokorny: Man sollte jedenfalls nicht den Fehler machen - wie das schon einmal passiert ist -, die Kultur als Pipifax-Ressort zu bezeichnen. Die Bedeutung des Ressorts kann gar nicht groß genug eingeschätzt werden. Das sage ich jetzt nicht, um mich größer zu machen, als ich bin - was physisch gesehen ohnehin schwer ist. Aber die Kultur ist nun einmal ein unverzichtbarer Bestandteil der Lebensqualität in der Stadt. Das ist unbestreitbar und hat sowohl eine soziale als auch finanzielle Komponente. Deswegen ist die Kultur wohl kaum ein Streitpunkt.
Ein Streitpunkt ist aber doch vielleicht das gefloppte Musical der Vereinigten Bühnen in New York. Die Wiener ÖVP sieht hier einen großen Betrugsskandal, sagt, dass die investierten 380.000 Euro verloren sind und fordert, dass Sie die Verantwortung übernehmen.
Es ist ja noch nicht gesagt, dass das Geld tatsächlich verloren ist. Dem Produzenten in New York ist ein Geldgeber von vielen ausgefallen. Ein Vorfall, der jetzt Gegenstand von behördlichen Erhebungen ist. Und selbst wenn keine Produktion zustande kommen sollte, versichert mir die Geschäftsführung, dass diesem Geld materielle und immaterielle Werte gegenüberstehen, die man einlösen kann, um sich schadlos zu halten. Von einem Kriminalfall Vereinigte Bühnen kann man jedenfalls nicht sprechen.
Und die politische Verantwortung?
Bei 5000 Förderanträgen im Jahr wäre ich ganz schlecht beraten, in jede Produktion eingreifen zu wollen. Am Schluss eines Fördervorganges wird abgerechnet. Und erst dann kann ich überhaupt eine politische Verantwortung wahrnehmen. Der eigentliche Schaden ist doch, dass diese Produktion am Broadway jetzt nicht realisiert wird.
Generell wird beklagt, dass die großen Bühnen zu viel Subventionen bekommen und die kleinen zu wenig - selbst vonseiten der Grünen. Was sagen Sie dazu?
Ich halte von der Einteilung in Groß und Klein gar nichts, denn auch die großen Bühnen machen oft etwas, das man von den kleinen erwarten würde. Auf den Mix kommt es an, und der ist gut. Die Theaterförderung für die Kleinen ist bei uns wesentlich höher als etwa in Berlin, Zürich oder anderen vergleichbaren Städten. Und wir sind mit der Höhe der Gesamtkulturförderung mittlerweile schon sehr alleine in Europa.