(vf) Der Mythos "Schwanensee" basiert auf der Eleganz der Balletttänzerinnen in weißen Tütüs - besonders bekannt sind dabei die vier kleinen Schwäne, die in absoluter Perfektion und Synchronität die Bühne queren. Das Werk zählt zu den bekanntesten Handlungsballetten, das von seinen Solisten Tanztechnik in seiner Reinkultur fordert. Was heute als Innbegriff des Balletts gilt, war bei seiner Uraufführung 1877 in Moskau ein Debakel: Trotz der eigens von Peter I. Tschaikowskis komponierten, symphonischen Partitur - ein Teil seiner Ballett-Trilogie zu der auch "Dornröschen" und "Nussknacker" zählen - wurde die Choreografie von Wenzel Reisinger als "sehr hässlich" von der Kritik verurteilt. Kostüme, Nationaltänze und auch Schritte wurden fälschlich verändert. Aufgrund dieses Dilettantismus geriet das Stück trotz neuer Fassungen von Joseph Hansen in Vergessenheit.

Wien 1964: Rudolf Nurejew und Margot Fonteyn. - © Fayer
Wien 1964: Rudolf Nurejew und Margot Fonteyn. - © Fayer

Erst Marius Petipa, der Ballettmeister des Mariinski-Theaters und wohl der bedeutendste Tanzschaffende des 19. Jahrhunderts, gelang in Zusammenarbeit mit seinem Schüler Lew Iwanow bei der Premiere am 15. Jänner 1895 der Durchbruch. Zum Erfolg trug auch die Besetzung der Doppelrolle Odette/Odile mit der italienischen Tänzerin Pierina Legnani bei. Diese Rolle zählt bis heute zu den schwierigsten des klassischen Balletts, ob der Beherrschung der absoluten Technik und der schauspielerischen Darstellung. Bei der Premiere am Sonntag wird nun die Erste Solistin des Staatsballetts, Olga Esina, diese tanzen, in der Choreografie von Rudolf Nurejew. Er schuf diese 1964 eigens für das Wiener Staatsopernballett und tanzte die Premiere mit Doyenne Margot Fonteyn: 84 Verbeugungen vor dem Vorhang brachten sogar einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde.