Wien. (irr) "Wir haben uns gut vorbereitet auf das Wien Museum Neu", sagte Andreas Mailath-Pokorny am Freitag. Eine Übertreibung ist das nicht. Sechs Jahre ist es her, dass der Kulturstadtrat neuen Raum für das Museum zugesichert hat, vorzugsweise außerhalb des beengten Haerdtl-Baus am Karlsplatz. Es folgten Jahre der Studien und Standortsichtungen, des Verwerfens und Neudebattierens. 2013 dann eine Festlegung, die sich abgezeichnet hatte: Es bleibe doch beim Karlsplatz. Das Museum, hieß es auf Basis einer Machbarkeitsstudie des Büros Kuehn Malvezzi, könne dort aber mehr Grundfläche beanspruchen.
Unter diesen Vorgaben fand dann ein Architekturwettbewerb statt, der Sieger steht seit Freitag fest. Aus den 274 Einreichungen hat die Jury (Vorsitz: Emanuel Christ) einen Plan aus Österreich gewählt, und zwar eine Zusammenarbeit von Winkler + Ruck und Certov Architekten. Im Wesentlichen sieht ihr Projekt eine Art Dachausbau vor. Über dem Haerdtl-Haus soll ein "Wien-Raum" mit Panoramasicht auf den Karlsplatz entstehen; darüber, so der Plan, bietet dann ein neues Dachgeschoß den Sonderausstellungen Raum. Eingeklemmt zwischen dieser Etage und dem historischen Haus, soll der "Wien-Raum" den Eindruck einer Fuge erwecken.
Nein zum "Funktionalismus der Aufmerksamkeit"
Zur ebenen Erde sind moderate Änderungen geplant: Vor dem Eingangsbereich soll im 90-Grad-Winkel eine Konstruktion entstehen, die auf dem Modell wie ein metallischer Unterstand aussieht. Das Architektenteam nennt dies einen "Filter", in dem sich Besucher "sammeln" sollen. Und: Vor dem Museum sollen Intarsien eine Art Vorplatz markieren, unter dem ein neuer Raum Platz für ein Depot oder Ähnliches schafft. Die Nutzfläche des Hauses soll von 6900 Quadratmeter auf deren 12.000 wachsen; der Spatenstich könnte (derzeitige Planung) 2017 erfolgen, die Neueröffnung 2020. Der Kostenrahmen liegt, wie bisher, bei 70 bis 100 Millionen Euro.
Christoph Chorherr, Planungssprecher der Wiener Grünen, ist sich bewusst, dass das Projekt "auf den ersten Blick zurückhaltend wirkt". Das Gros der Einreichungen hätte im Gegensatz dazu einen Solitär auf dem Karlsplatz vorgesehen. "Aber wird der Platz besser, wenn wir dem Funktionalismus der Aufmerksamkeit frönen? Ich denke nein." Jury-Chef Christ stößt ins gleiche Horn: "Das ist ein sehr eingängiges, einfaches, kluges Projekt"; und auch Museums-Direktor Matti Bunzl lobt "Präzision und Klarheit".
Ob das Siegerprojekt der Konkurrenz tatsächlich haushoch überlegen ist, kann man selbst beurteilen: Ab 26. November werden im Wien Museum alle Ergebnisse des Wettbewerbs präsentiert.