Seit Oktober ist Hans-Peter Wipplinger neuer museologischer Leiter des Leopold Museums. Nach sieben Jahren in der Kunsthalle Krems will der Oberösterreicher nun diesem Haus seinen Stempel aufdrücken. Dafür will er etwa die Sammlung "Wien um 1900" in ein Salonflair der Jahrhundertwende einbetten und im interdisziplinären Zusammenspiel von bildender und angewandter Kunst, Literatur, Architektur, Musik und Psychologie ein "begehbares Geschichtsbild" ermöglichen. Eine der wichtigsten Aufgaben Wipplingers ist freilich die Akquise von Sponsoren, ob nun für die Erweiterung der Sammlung oder die Restauration des Bestands. Dafür hat Wipplinger ein netzwerkstarkes Board of Patrons rekrutiert, dem Persönlichkeiten aus der Wirtschaft wie Georg Pölzl und Künstler wie Daniel Spoerri angehören. Auch die erste Ausstellung widmet sich dieser Absicht.

"Wiener Zeitung": Ab Freitag zeigen Sie "Verborgene Schätze" - eine Art Aufruf an Gönner?

Hans-Peter Wipplinger: Eine meiner ersten Tätigkeiten im Haus war der Gang durchs Sammlungsdepot: Es gibt wunderbare Exponate, nicht nur Gemälde und Zeichnungen, sondern auch Werke aus dem Bereich der angewandten Kunst, die restauriert werden müssen. Der laufende Betrieb mit knappen Budgets hat oft nicht zugelassen, hier zu investieren. Wir wollen jetzt Patenschaften anbieten. Man zahlt zwischen 500 und 5000 Euro und ermöglicht dadurch die Restaurierung eines Kunstwerks. Die Präsentation ist auch Aufklärungsarbeit, welche Arbeiten dringend notwendig sind. Bei "Mühle mit Abendhimmel" von Robert Russ aus dem späten 19. Jahrhundert etwa müsste ein Restaurator ein halbes Jahr daran arbeiten.

Sie sind nun mit einer Problematik konfrontiert, die Ihnen in Krems erspart geblieben ist - Stichwort Restitutionen. In den USA haben zuletzt Erben von Fritz Grünbaum eine Restitutionsklage gegen Österreich angekündigt, die auch Schiele-Arbeiten aus dem Leopold Museum betrifft. Die Israelitische Kultusgemeinde hat Ihre Antritts-Pressekonferenz zum Anlass genommen, die Rückgabe von fünf Schiele-Blättern aus der ehemaligen Mayländer-Sammlung zu fordern. 2010 hatte die Michalek-Kommission eine Rückgabe empfohlen, das heißt, ein Bundesmuseum müsste die Bilder restituieren - das Leopold Museum als Privatstiftung ist an diese Empfehlung nicht gebunden. Wie gehen Sie damit um?