Wien. Die Situation des Projekts Wien Museum neu ließe sich am ehesten mit einem zähen Ringen umschreiben. Neubau und Umsiedlung an den Stadtrand, ein Tunnel zum Künstlerhaus, ein Ankauf des Nachbarhauses oder - wie nach wie vor geplant - eine Erweiterung des aktuellen Gebäudes am Karlsplatz: Wohin es mit dem aus allen Nähten platzenden Wien Museum gehen soll, ist seit Jahren Gegenstand von teils erbitterten Diskussionen. Zuletzt standen vor allem offene finanzielle wie bauliche Fragen und stadtplanerische Kritikpunkte um die Details des Umbaus im Vordergrund.
Immerhin eines der ungeklärten Themen scheint nun gelöst zu sein: Die Stadt Wien hat angekündigt, die Finanzierung der geplanten Erweiterung beziehungsweise Sanierung zu übernehmen. Die Gesamtkosten sollen 108 Millionen Euro betragen, teilte Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny mit - 91 Millionen Euro werden für den Umbau veranschlagt, 17 Millionen Euro sind für Posten wie Übersiedlung und Einrichtung einer neuen Dauerausstellung eingeplant.
Die Beteiligung privater Partner ist damit vom Tisch. Formell muss die Dotierung noch im Gemeinderat beschlossen werden, der Antrag soll am 10. April eingebracht werden. Als nächster Schritt steht nun die Flächenwidmung an. Die zuständige grüne Stadträtin Maria Vassilakou hat stets betont, diese erst in die Wege zu leiten, wenn die Finanzierung gesichert ist. Anschließend wird der Baubescheid eingeholt und die Funktion des Generalunternehmers ausgeschrieben. Wann die Arbeiten beginnen können, ist noch offen.
Im Wien Museum hofft man auf einen Baubeginn 2019, veranschlagt sind drei Jahre Bauzeit. Das Haus am Karlsplatz hat jedenfalls schon Pläne, was während der Schließzeit passiert. Geplant sind die Aufwertung von Außenstellen wie dem Schubert-Haus, eine Wanderausstellung für Schulen und Themenausstellungen im Musa neben dem Rathaus. Fix geplant ist laut Direktor Matti Bunzl eine Schau zu "100 Jahre Rotes Wien" 2019. Der Museumsdirektor zeigte sich nach der Entscheidung über die Finanzierung "ekstatisch": "Das ist ein riesiger Schritt."
Winterthur-Debatte
Wie das Museum nach dem Umbau aussehen soll, darüber wurde bereits 2015 ein internationaler Architekturwettbewerb abgehalten, den das österreichische Architektenteam Winkler+Ruck (Klagenfurt) und Ferdinand Certov (Graz) für sich entscheiden konnten. Vorgesehen ist, auf dem denkmalgeschützten Gebäude von Oswald Haerdtl einen Aufbau, eine "vertikale Erschließung", zu errichten. Laut Wien Museum sind diesbezüglich sämtliche statischen wie Denkmalschutz-Fragen geklärt. Insgesamt sollen dem Museum nach dem Umbau 12.000 statt bisher knapp 6000 Quadratmeter zur Verfügung stehen.
Auch der Vorplatz des 1959 eröffneten Hauses wird neu gestaltet - was für Diskussionen sorgt. Denn an der Neugestaltung ist neben dem Wien Museum auch der Versicherer Zurich beteiligt. Dem gehört das derzeit noch direkt an das Museum anschließende Winterthur-Gebäude. Parallel zum Wien Museum soll auch dieser 1971 geplante Bau umgebaut werden: Der verbindende Korridor soll dabei abgerissen werden, um das Wien Museum wieder zum frei stehenden Solitär zu machen.
Quasi als Entschädigung darf der Versicherer dafür aufstocken - um kolportierte zehn Meter. Für prominent angeführten Protest sorgen dabei nicht nur die veränderten Sichtachsen auf die Karlskirche, auch die Verhältnismäßigkeit stößt den Gegnern sauer auf: Zurich verliere ein paar hundert Quadratmeter, gewinne aber mehrere tausend. Bei Zurich begrüßt man die geklärte Finanzierung des Museumsausbaus und "steht unverändert zu dem Projekt des Umbaus, also Aufstockung um zwei Stockwerke und ein zurückversetztes Dachgeschoß sowie Entfernung der Überbauung". Man warte auch hier auf die entsprechende Flächenwidmung. Aus dem dafür zuständigen Büro von Vizebürgermeisterin Vassilakou heißt es man, nehme die Kritik ernst und prüfe "Änderungsoptionen".