Erste Aufmerksamkeit hatten sich die vier Krawallbrüder aus Dublin durch exzessive Live-Auftritte und außergewöhnliche Videos erarbeitet. Und spätestens seit ihrem famosen Debütalbum, "Holding Hands With Jamie" von 2015, sind Girl Band kein Geheimtipp mehr.
Ihre faszinierende Mischung aus Post-Punk, Noiserock und Dark Wave entwickelt eine ganz eigenständige Sogwirkung. Ihr Sound, der ungeschliffen-rohen Krach und dissonanten Lärm mit experimentellen Klängen kurzschließt, lässt ihre Songs nicht nur wie musikalische Dokumente solipsistischer Besessenheit klingen, sondern verhindert zugleich eine allzu einfache Kategorisierung ihrer Musik als purer Noise.
"The Talkies", so der Titel des zweiten Albums, entstand im Ballintubbert House, einer angesehenen Hochzeits-Location in der Nähe von Dublin. Was aber nichts daran ändert, dass die Band den Lärm liebt und auch dieses Mal wieder ordentlich Krawall macht.
Was an dieser Produktion hingegen überrascht, ist ihr hohes Maß an Innovationskraft und die fast schon brachiale Kompromisslosigkeit, mit der das irische Quartett seinen Noiserock-Entwurf verfolgt und weiterentwickelt. Sound und Stimmung sind der Band wichtiger als einzelne Songs, und so gerät "The Talkies" zu einer Tour de Force, die aber großen Wert auf freigeistige Assoziationen und düster-klaustrophobische Klangflächen legt.
Wer will, kann diese süchtig machende Mischung als späte und einzig mögliche Antwort auf ausgeklügelten Math-Rock oder dumpfen Punkrock verstehen. Auf jeden Fall festigt der Vierer seinen Ruf als eine der aktuell innovativsten Postpunk-Bands und überzeugt mit einem Mix aus treibenden und schneidenden Gitarren, krachendem Schlagzeug und düsteren Grooves. Ihr Alleinstellungsmerkmal erhält die Band aber vor allem durch Sänger Dara Kiely, der zwischen atemlosem Geschrei, stoischem Wehklagen, monoton-grimmigem Krächzen und dringlichem Stöhnen changiert. Girl Band machen Krawall mit Stil. Tolles Album. Außergewöhnliche Band. Anspieltipps: "Shoulderblades", "Prolix" und "Going Norway".