Die ausgewählten Alben setzen sich aus den Einzelwertungen aller Beitragenden zusammen und werden in alphabetischer Reihenfolge präsentiert. Die individuellen Bestenlisten finden Sie online unter:www.wienerzeitung.at/bestof19

Pop/International

Big Thief: Two Hands (US)

Die aus Brooklyn stammende Band um Frontfrau Adrianne Lenker überrascht auf ihrem zweiten im Jahr 2019 veröffentlichten Album (nach dem im Mai erschienenen "U.F.O.F.") mit einem Richtungswechsel hin zu forscheren Klängen und expliziten Texte. Die sanftmütige Songwriter-Innerlichkeit ist zupackendem Power-Folkrock gewichen, der in den Texten aktuelle Fragen wie Klimawandel, Umweltzerstörung, die Macht der sozialen Medien und die Ohnmacht der Individuen thematisiert. Musik im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne.

Leonard Cohen: Thanks For The Dance (CAN)

Das Testament und das Erbe, Teil 2: Nach seinem zu Lebzeiten veröffentlichten letzten Album, "You Want It Darker", begeistert und berührt der große kanadische Liedermacher Leonard Cohen mit einer postumen Veröffentlichung auch noch aus dem Jenseits. Die von Sohnemann Adam Cohen finalisierten letzten Skizzen des Meisters fallen zwischen Altmännererinnerung, lakonischem Witz und reichlich Demut noch einmal wirkungsmächtig aus. Jedes Wort hat Gewicht, jeder Ton hat Bedeutung. "It was hell, it was swell, it was fun." Wir ziehen den Hut.

Deerhunter: Why Hasn’t Everything Already Disappeared? (US)

Mit der Feststellung "Besser geht es kaum mehr" beendete die "Wiener Zeitung" im Jahr 2010 die Rezension von Deerhunters Melodie-Pop-Wunderwerk "Halcyon Digest". Heuer lässt sich feststellen: doch! Der von der Plattenfirma als "Science-Fiction-Album über die Gegenwart" verkaufte aktuelle Streich zeigt die aus Atlanta im US-Bundesstaat Georgia stammende Band um Bradford Cox wieder deutlich fokussierter als auf den beiden Alben davor. Songs wie "Death In Midsummer" fallen eindeutig unter die Suchtmittelgesetze.

Billie Eilish: When We All Fall Asleep, Where Do We Go? (US)

Die Pop-Zukunft gehört einer jungen Frau, deren Geburtsjahrgang (2001!) einst noch Science-Fiction war. Billie Eilish Pirate Baird O’Connell alias Billie Eilish hat es nach Anfängen mit Soundcloud-Uploads an sämtlichen Trend-Polls vorbei an die Chartsspitze geschafft und hebt sich in praktisch jeder Hinsicht von anderen Mainstreamerscheinungen ab. Wir hören reduziert-minimalistische Arrangements, gefühlig-fragilen (Gruppen-)Gesang und die nötige Dosis Teenage Angst, eingebettet in ein Konzept, das mit inneren Dämonen und begrabenen Freunden auch in Richtung Exorzismus verweist. Kreisch!