Dieser Band ist das Kunststück gelungen, zwar einerseits für einen Sound zu stehen, den man bei einer musikalischen, nun ja, Blindverkostung jederzeit wiedererkennen würde - wobei sie mit ihrem buchstäblich wüsten Eklektizismus seit dem selbst betitelten Debütalbum von 1998 dennoch zwischen sämtlichen Stühlen sitzt.
Immerhin ging und geht es darum, Wurzeln im (Post-)Hardcore-Bereich über eine grundsätzliche Offenheit für die verschlungenen Pfade des Lebens und der Kunst als das zu sehen, was sie sind. Und sich ausgehend davon selbst bei diametral entgegengesetzten Fachbereichen wie - im Extremfall - einer Punk-Antithese namens Prog-Rock zu bedienen, weil man sich ja weiterentwickeln und nicht immer alles so dogmatisch sehen soll - und sich ja außerdem sonst nichts gönnt.
. . . And You Will Know Us By The Trail Of Dead, mit sperrigem Namen 1994 in Austin, Texas, gegründet und heute als Quartett um die Kreativkräfte Conrad Keely und Jason Reece aktiv, stehen also nicht nur für auf das Breitwandformat angelegten, sogenannten epischen Rock, der auch bei als Verschnaufpausen eingesetztem getragenem Tempo vor Energie entweder zu implo- oder explodieren droht.
Hochzüngelndes Höllenfeuer

Neben einem Schlagzeug, das alles anzünden will, und dichten Gitarrenwänden waren etwa auch die Carmina Burana von Carl Orff, gekreuzt mit orgien-mysterischen Zwischenspielen kurz vor dem Opfergang und einem Besuch bei der Hindu-Göttin Shiva jederzeit im Grundentwurf inkludiert. Was die Band freilich nicht davon abhielt, mit einem sehr guten Gespür für Melodiebögen zu deklarieren, dass sie ohne große Anstrengung auch gewinnende Popsongs schreiben könnte - wenn sie denn wollte.
Nach sechsjähriger Veröffentlichungspause kommen Trail Of Dead (in der Kurzform; Kürzestform: TOD!) mit ihrem zehnten Studioalbum zwar hörbar wieder als Trail Of Dead zurück, was bereits die spannungsgeladene Fanfare und das mächtige "All Who Wander" mit einem Satz heißer Ohren (und der Rezitation des Hesse-Gedichtes "Bei Nacht" als Beigabe) unterstreichen, trotzdem ist einmal mehr alles anders geblieben. Tatsächlich wurde die Popseite nun zumindest für Teile der zwölf neuen Songs ausgebaut. Wir hören den schnörkellosen Gitarrenpop der sanft wehmütigen Singleauskopplung "Dont Look Down" und mit "Children Of The Sky" einen der besseren Songs, den die Gallagher-Brüder zuletzt nicht geschrieben haben, obwohl er problemlos auf jedes Post-Oasis-Album passen würde (man muss sich jetzt aber trotzdem nicht fürchten).
Apropos Furcht: Der Albumtitel "X: The Godless Void And Other Stories" und apokalyptische Visionen mit hochzüngelndem Höllenfeuer in Songs wie "Gone" mögen auf das Ende verweisen, dennoch kommt das Album erneut hochenergetisch und wiederbelebend daher. Nicht von ungefähr fühlt man sich bei Monolithen wie dem Titelsong musikalisch an die "Death And Resurrection Show" erinnert, wie sie die britischen Kollegen Killing Joke im Jahr 2003 veranstaltet haben. Dabei wird auch bei Trail Of Dead das Maß so richtig schön vollgemacht.
Ob die Band nach wie vor an ihrem kostspieligen Hobby festhält, das Live-Equipment nach getaner Arbeit in bester The-Who-Manier zu Kleinholz zu machen, wird zu überprüfen sein. Ihr Konzert am 18. Februar im Wiener Flex sollte man sich aber so oder fett im Kalender markieren.