Es ist ja fast schon Gewohnheit, dass die beiden Musikerinnen, die sich Marina nennen, fast gleichzeitig mit neuen Alben herauskommen. Das war schon einmal, nämlich 2015, der Fall. Nun also wieder.

Marina Diamandis, die englische Sängerin griechischer Abstimmung, die als Marina & The Diamonds startete und sich mittlerweile mit ihrem Vornamen begnügt, hat mit "Ancient Dreams In A Modern Land" (Atlantic / Warner) kürzlich ihr fünftes Album vorgelegt. Und die aus Graz gebürtige und in Wien lebende Sängerin Marina Zettl, die seit 2015 mit zuerst zwei, nunmehr drei Mitstreitern als Marina & The Kats firmiert, hat gerade mit "Different" das vierte Album der "Indie-Swing"-Formation zur Welt gebracht.

Die britische Marina, ein unüberhörbares, wenngleich differenzierteres Vorbild für nachfolgende Charts-Stürmerinnen wie Ava Max oder Dua Lipa, bleibt auf "Ancient Dreams..." inhaltlich (feministisch) und (pop)musikalisch konsequent. Während die getragenen und balladesken Songs nur selten gehobene Song-Contest-Qualität übersteigen, haben es die flott-zackigen buchstäblich in sich. Etwa "Man’s World" - mit der Zentralaussage: "I don’t wanna live in a man’s world anymore". Ein großer Song mit wunderbaren Bögen, in dem man - auch als Mann - gerne (über)lebt. Noch belebender ist "Purge The Poison" (den es außerhalb des Albums auch in einem schrillen Pussy-Riot-Remix gibt), ein forciert zappeliger Song, der sich anhört, als wären die Sparks an den Reglern gesessen.

Marina Zettl und ihre Kats. 
- © Tim Cavadini

Marina Zettl und ihre Kats.

- © Tim Cavadini

Auch Marina & The Kats bleiben ihrem Erfolgsmix treu, nämlich flotten Swing-Sounds der 30er und 40er Jahre in zeitgenössisch-groovigem Gewande. Auf "Different" (Parramatta / Sony) reichern sie diese - vor allem live animierende - Spielart mit bisher ungewohnten symphonischen Klängen an, wie etwa auf "Quiet", das sich zu einem virtuos mehrschichtigen Klangturm aufbaut. Oder mit treibendem Funk, wie auf "Speak Softly". Quiet und soft sind da freilich unzureichende, ja inadäquate Begriffe. Aber wer wollte bei solch überzeugenden Ergebnissen schon sprachanalytisch übergenau und pingelig sein.