Das Schöngeistige in dunklen Ecken zu suchen und zu finden und sich künstlerisch mit den Gespenstern in seinem Inneren auseinanderzusetzen - diese genuine Kunst beherrscht Sharon Van Etten wie nur wenige. Auch auf ihrem sechsten Album beschäftigt sich die Singer-Songwriterin aus New Jersey mit Themen wie Verlust, Hoffnung, Scheitern, Resi- lienz, Sehnsucht, Stärke und Verletzlichkeit und erzählt von großen Gefühlen und kleinen Glücksmomenten. Dabei schöpft sie stilistisch aus dem Vollen und legt der Hörerschaft Songs zu Füßen, die stets den richtigen Ton treffen.

"We’ve Been Going About This All Wrong" versammelt zehn kohärente Stücke, die zusammen ein Album ergeben, dem es mit seiner stimmigen Dualität aus laut und leise, dark and darkish sowie hoffnungsvoll und melancholisch gelingt, eine emotionale Verbindung mit unseren tief verwurzelten Ängsten und Sehnsüchten herzustellen.

Sharon Van Etten schlüpft dafür in unterschiedlichste Klang- und Stilgewänder und beweist auf einnehmende Art, was für eine außergewöhnliche und wandlungsfähige Interpretin sie ist. Wir hören Musik, die von gefühlvoll-akustischen Momenten aus Gitarre und Stimme über flirrende Synthie- und Elektrosequenzen und übereinandergeschichtete Instrumentalwände bis hin zu elegisch-atmosphärischen Popjuwelen reicht.

Van Etten geizt nicht mit großen Melodien und stimmungsvollen Arrangements, und mit ihrer wunderbaren Stimme deckt sie zwischen hauchzarter Intimität, verletzlicher Fragilität, erhabener Eleganz, wohldosiertem Pathos, hymnischer Eindringlichkeit und herzweitender Grandezza so ziemlich alles ab. "We’ve Been Going About This All Wrong" darf mit Fug und Recht als Meisterwerk bezeichnen werden, auf dem die 41-Jährige Kolleginnen wie Cat Power, Angel Olsen, Marissa Nadler und Lana Del Rey zitiert und doch immer ganz unverwechselbar Sharon Van Etten bleibt.

Es wäre demnach keine große Überraschung, würde dieses Album am Ende des Jahres in diversen Bestenlisten ganz vorne rangieren.