Damit hätte man ja eher nicht mehr gerechnet, aber mit diesem Song schließt sich ein Kreis. Immerhin handelt es sich bei "Ghosts Again" nicht nur um das expliziteste Stück Popmusik von Depeche Mode seit einer gefühlten Ewigkeit. Auch dockt die erste Singleauskopplung aus dem für 24. März 2023 angekündigten 15. Studioalbum der Band mit dem programmatischen Titel "Memento Mori" (Sony Music) an ihr Frühwerk in den beginnenden 1980er Jahren an.
Depeche Mode haben im Mai des Vorjahres und somit noch vor den Albumaufnahmen mit Andy "Fletch" Fletcher ein Gründungsmitglied verloren. Der Keyboarder starb als erstes Mitglied der Band im Alter von nur 60 Jahren an einer Aortendissektion. "Time is fleeting / See what it brings / Hellos, goodbyes, a thousand midnights / Lost in sleepless lullabies / Heavens dreaming / Thoughtless thoughts, my friends / We know well be ghosts again": Tatsächlich ist es schwer möglich, das erste musikalische Lebenszeichen der 1980 gegründeten Band seit ihrem bisher letzten Album "Spirit" von 2017 nicht als zärtliche Hommage an ihren verstorbenen Freund und Kollegen zu sehen.
Eine Schachpartie mit dem Tod
Um einen klassischen Synthie-Pop-Beat, der auch aus dem Hause Pet Shop Boys stammen könnte, und eine zartbittere Gitarrenmelodie, wie sie nur von Martin Gore stammen kann, verfällt die Band aber nicht in endlose Trauer, sondern umarmt die Vergänglichkeit, um sie mit tanzbarem Pop ein Stück weit erträglich zu machen.
Konsequenterweise führt das von Regisseur Anton Corbijn in Schwarz-Weiß abgedrehte Musikvideo zu "Ghosts Again" auf den Friedhof. Wir sehen Sänger Dave Gahan in erstaunlicher Frische und Martin Gore, in den sich die Vergangenheit deutlich sichtbarer eingekerbt hat. Nicht von ungefähr lädt Anton Corbijn das nunmehrige Duo dabei mit einer Anspielung an Ingmar Bergmans frühen Filmklassiker "Das siebente Siegel" auch zum Königsspiel. Wie so eine Schachpartie mit dem Tod ausgehen wird, wissen wir. Wir haben sie schon verloren, noch bevor sie begonnen hat.
"Faith is sleeping / Lovers in the end / Whisper well be ghosts again": "Ghosts Again" hingegen beschwört das posthume Fortleben mit den Mitteln der Musik. Und übersetzt das ewige Jenseits als Ohrwurm, der nachhallt.