Wien. Sein Vater war der berühmt-berüchtigte deutschamerikanische Filmstar Günther Kaufmann, bekannt als Schauspieler bei Rainer Werner Fassbinder und als "Dschungelcamp"-Teilnehmer. Der plötzliche Tod des 64-Jährigen durch einen Herzinfarkt im Mai 2012 war ein Schock für seinen Sohn Dave. Das Ereignis fiel mitten in die Produktion von dessen neuer Swing-CD, die er am 30. Jänner in der Wiener Albertina mit einem Konzert vorstellt. Im Interview der "Wiener Zeitung" erzählt Dave Kaufmann, der am 21. Jänner seinen 44. Geburtstag feiert, von der ambivalenten Beziehung zu seinem Vater, der viermal verheiratet war und auch nach einem falschen Geständnis zugunsten seiner dritten Ehefrau, die seinen Steuerberater um eine halbe Million Euro betrogen hatte, drei Jahre lang unschuldig hinter Gittern saß.

"Wiener Zeitung": Ihr Vater war der Sohn einer Deutschen und eines US-Soldaten. Haben Sie selbst noch enge Kontakte in die USA?

Dave Kaufmann: Ja, zu meiner Tante. Mein Onkel war Japaner, dadurch gibt es auch einen asiatischen Einschlag. Wir sind eine sehr bunte Mischung. Meine Familie in den USA reicht von Maine über Florida bis Seattle. Ich fühle mich schon als Deutscher, bin hier geboren, Deutsch ist meine Muttersprache. Aber ich bin auch froh über mein US-Blut. Deutscher Verstand mit amerikanischer Lockerheit, diese Mischung ist perfekt.

Ihre Karriere spielt sich aber eher im deutschsprachigen Raum ab.

Klar. In den USA ist es auch schwieriger, da wird ein swingender Deutscher doch skeptisch beäugt. Das ist deren Kind, siehe Frank Sinatra. Ich bin aber froh, dass sich die Leute eines Besseren belehren ließen. In Miami habe ich ein Outdoor-Konzert in einer Privatvilla gegeben und war völlig überwältigt, als ich gesehen habe, wie die Leute draußen, die gar nichts damit zu tun hatten, mitgetanzt haben.

Sie waren 2009 beim "Supertalent" im Finale - sind Sie deswegen oder trotzdem jetzt erfolgreich?

Ich möchte das eigentlich nicht mehr vor mich schieben, das ist Vergangenheit. Ich habe damit abgeschlossen. Aber es war meine erste Chance, und ich habe etwas daraus gemacht. Ich habe mich an meinem Traum festgebissen wie ein Bullterrier.

Ihr Vater war ein berühmter Schauspieler. Sind Sie deswegen oder trotzdem auch einer geworden?

Gesang und Schauspielerei sind meine Leidenschaft, schon immer. Anfangs wussten die wenigsten Leute, dass Günther Kaufmann mein Papa ist. Das war auch gut so. Ich habe mein Leben gelebt, wollte beweisen, dass ich es auch alleine schaffe. Ich habe immer an mich geglaubt, auch wenn es Neider und Missgünstige gab. Ich habe aber auch viele Fehler gemacht und daraus gelernt.

Inwieweit hat der Tod Ihres Vaters Ihr Swing-Album geprägt?

Ich habe diese Platte meinem Papa gewidmet, er kannte die meisten Songs noch. Ich kann voller Ehrlichkeit sagen, dass er total stolz auf mich war. Er hatte nur zwei CDs daheim, und eine davon war meine, das ist kein Scherz. Er hat gesagt: "Junge, was du da drauf hast, ist unbeschreiblich." Aber er war auch kritisch.

Zur "Bild" sagten im Juni 2012, Sie hätten ihm als Teenager übel genommen, dass er einst Ihre Mutter verlassen hatte . . .

Es gab ja in der Vergangenheit öfter Streitigkeiten, aber das ist jetzt alles für mich so unwichtig. Mein Dad wird für mich immer der Größte sein. Ich habe ihm so viel zu verdanken, die ganzen Geschichten sind für mich vergessen. Ich bin froh, dass ich noch alles mit ihm klären konnte.

Ihr Vater war 2009 im "Dschungelcamp". Würde Sie das auch reizen?

Das "Dschungelcamp" ist grauenhaft, eine Katastrophe. Aber selbst in diesem Format gehen zwei, drei Menschen trotz allem als Gewinner raus. Mein Papa musste zwar aus finanziellen Gründen mitmachen, aber es hat ihm nicht geschadet. Immerhin hat er nachher zum Beispiel "Wickie" gedreht. Das ist der Unterschied zu anderen Pseudo-Promis. Wenn ich humorvoll zurückdenke, hat er dem Format mit seinem Unterhosen-Style eine neue Note verpasst. Es tut mir jedenfalls leid für die, die mitmachen müssen.