
Hätte Georg Breinschmid sein neues Werk auf Platte veröffentlicht, der Titel wäre sich nicht ausgegangen: Prallvoll mit neuer Musik, würde "Double Brein" locker drei Langspieler füllen, statt nun zwei CDs an den Rand der Speicherkapazität zu treiben. Was den Eindruck der Wundertüte noch verstärkt: Der 41-jährige Kontrabassist, einst tätig in den Reihen der Wiener Philharmoniker, scheut auch auf seinem jüngsten Streich weder Stilsprünge noch Spaßetteln. Die Spielfreude ist mindestens ebenso groß wie "Breins" Arbeitsgerät, und der musikalische Kosmos schier gewaltig. In wechselnden, weitgehend akustischen Formationen fidelt, bläst, singt und jazzpianisiert man sich durch die neuen Stücke des Wahl-Hernalsers: Wienerlieder, Austro-Pop, Weltmusik, Quasi-Klassisches und nicht zuletzt groovelastigen Jazz, den Breinschmids Schnalzbass vorantreibt. Und weil das oft nicht ganz sortenrein abläuft, ergeben sich witzige Gemengelagen: Da gipfelt das Balkan-Instrumental "Gabriel" in den (tatsächlich so gehörten) Appell "Speibts mir bitte nicht in den Bus hinein!"; und am Ende des Reggaes "Brein in da Koffihaus" verschlägt es den Duopartner Thomas Gansch nicht etwa in die (anfangs zitierte Verdi-)Aida, sondern eine andere Genussregion ("Gansch in da Coffeeshop!").
Apropos Gansch: Der lässt seiner Lust am virtuosen Trompetenirrwitz wieder ebenso die Zügel schießen, wie Breinschmids übrige Solisten glänzen - von Vibraphonist Franck Tortiller über den grandiosen Gypsy-Gitarristen Diknu Schneeberger bis zu Saxofonist Gerald Preinfalk, der in dem Instrumental "Odessa" furios abhebt. Und nicht zu vergessen die Gebrüder Janoska, einst fixe Partner in Breins Café: Auf der (klassiknahen) zweiten CD vollführen sie mit Liszts "Mephistowalzer" einen fulminanten Höllenritt. Insgesamt: Einer der Gipfelpunkte des heimischen Jazzjahres.
Georg Breinschmid: "Double Brein" (Preiser Records)