Eigentlich hätten Zeitkrat-zer den ersten Teil ihres Konzertes auf der Ruhrtriennale im Jahr 2011 allein bestreiten sollen. Doch spontan gesellte sich Noise-Artist Keiji Haino, mit dem der zweite Teil eingeplant war, zu ihnen auf die Bühne. Karlheinz Stockhausens 1968 entstandene Komposi-tion "Aus den sieben Tagen" verzichtet auf Noten und basiert ganz auf poetischen Anweisungen. Diese intuitive Freiheit bei der Interpretation dürfte sowohl dem Japaner als auch den Berlinern entgegengekommen sein.

Das Ensemble Zeitkratzer wurde 1997 von Reinhold Friedl gegründet. Es spezialisierte sich insbesondere auf experimentelle Improvisations- und Neue Musik. Zum Repertoire zählen Kompositionen von Lou Reed ebenso wie von John Cage oder James Tenney. Für ihre Aufführung wählten Zeitkratzer fünf der 15 Stücke umfassenden Komposition aus. Die Darbietung ist von eindringlicher Intensität, die zwischen fragiler Schönheit und Noise-Eruptionen pendelt. Hainos Stimme klingt mal wie ein infernalisches Brummen, mal wie akustischer Exorzismus. Ein ungewöhnliches, doch lohnenswertes Ereignis.