
Manu Delago ist ein gefragter Musiker, zählt er doch zu den besten Hang-Spielern der Welt. Zwischen 2011 und 2013 unterstützte er Björk bei ihren zahlreichen Live-Auftritten, um ihr Album "Biophilia" zu präsentieren. 2014 ging er mit der Sitar-Spielerin Anoushka Shankar auf Tournee, für deren letztes Album er auch als Co-Autor verantwortlich zeichnet. In den letzten zwei Jahren wiederum begleitete er die britische Band The Cinematic Orchestra. Delago ist aber nicht bloß ein Experte des in der Schweiz erfundenen Instruments - er ist auch Schlagzeuger, Produzent und Komponist.
Blechinstrument
Delago wurde 1984 in Innsbruck geboren. Bereits im Kindesalter kam er zur Musik, leitete doch sein Vater Hermann Delago die legendäre Tanzband Combo Delago. Früh lernte er Schlagzeug, Ziehharmonika, Klavier und Marimba und schon mit 14 Jahren spielte er in diversen Bands. Delago gründete gleich mehrere Ensembles: mit Christoph Pepe Auer das Duo Living Room und mit Isa Kurz und Philipp Moll das Trio Manu Delago Handmade. Er studierte Schlagwerk an der Universität Mozarteum, die er 2007 mit dem "Bachelor of Arts" abschloss.
Danach zog es ihn nach London, wo er zunächst Jazz-Schlagzeug an der Guildhall School of Music & Drama studierte, und im Anschluss erfolgte ein Kompositionsstudium am Trinity College of Music. 2003 entdeckte Delago das Hang für sich, auf das er sich spezialisieren sollte. Sein Stück "Mono Desire" wurde durch die Internetplattform YouTube legendär.

Das Hang ist ein Blechinstrument, das von der Berner PANArt Hangbau AG, namentlich von den Hangbauern Felix Rohner und Sabina Schärer, hergestellt wurde. Über mehrere Zwischenstufen ist es aus der Steel Pan Trinidads entstanden. 2001 wurde das Hang, was in der berndeutschen Sprache "Hand" bedeutet, auf der Frankfurter Musikmesse präsentiert. Es besteht aus zwei aneinandergefügten, gasnitrierten Blechschalen, deren obere mit Tonfeldern (in der Regel sieben oder acht Stimmen) versehen sind.
Die Klangstimmen sind nicht isoliert, sondern gehen nahtlos ineinander über. Die zentrale Klangzone wird Ding genannt. Die Unterseite wird als Gu-Seite bezeichnet, die eine Resonanzöffnung (Gu) aufweist. Das ursprüngliche Hang-Instrument wird seit 2013 nicht mehr gebaut. Stattdessen haben Rohner und Schärer ihre Instrumentenfamilie durch das Glubal, das Hang Urgu und das Hang Gudu erweitert.
Klanglich basiert das Hang auf der Helmholtz-Resonanz, wie man sie etwa von einer Flasche kennt, in die man hineinbläst - mit dem Unterschied, dass es die Hände sind, die den Resonator beim Spielen in Schwingung versetzen.
Für das neue Album "Metromonk" hat Delago die Hang-Partien live eingespielt, die paradoxerweise teilweise an elektronische Instrumente erinnern. Wie auch schon bei seinem gefeierten Vorgänger, "Silver Kobalt" (2015), hat sich der Wahllondoner einige Gäste eingeladen: mit dabei sind Pete Josef, Douglas Dare, Isa Kurz und der Trompeter Erik Truffaz. Als Co-Produzent unterstützt ihn - wie auch schon zuvor - Matt Robertson (Björk, Anohni).
Klangskulpturen
"Metromonk" lotet Soundlandschaften im delikaten - im Sinne von genießerischen - Bereich aus. Das Album gestaltet Räume fragiler Klangskulpturen: Der Hörer befindet sich in einem akustischen Atelier und wird Zeuge bei der Kreation transparenter Plastiken. Hier erweisen sich etwa das verspielte "Freeze", das verträumte Tanzstück "Chimp Rave" und mehr noch die post-impressionistischen Nummern "Pointillism" und "Snow Screen" als spannungsreiche Songs, die mit lauter kleinen Wendungen und Überraschungen aufwarten. "Spaceful" nimmt dramatische Anleihen an Filmmusiken, während "Herzkeks" wie ein Wiegenlied anmutet.
Gleich, ob das Hang als Solo- oder Ensembleinstrument eingesetzt wird, stets erweitert Delago seine Klangsprache. So finden sich auf dem neuen Album neben poppigen Ansätzen, die sich in Klangwolken auflösen, Jazzelemente ebenso wie Einflüsse der Minimal Music. Manchmal klingt das Hang wie getupft, manchmal erzeugt es einen Klangraum, der die Hörer flauschig umhüllt.