"It dont mean a thing if it aint got that swing", stellte einst Duke Ellington klar. "Nichts hat Bedeutung, wenn es nicht swingt." Wenn Jazz-Pianist Dan Nimmer in die Tasten greift, spürt der Zuhörer förmlich den lässigen Glamour der Swing-Ära. Nicht umsonst ist der 35-Jährige aus Milwaukee seit fast zehn Jahren Mitglied des bekannten Lincoln Center Jazz Orchestra in New York. Dessen herausragender Leiter, Trompeter, Komponist und Grammy-Preisträger Wynton Marsalis, holte den talentierten Musiker, kaum, dass er im Big Apple angekommen war, in die Big Band. In "Marians Jazzroom" in Bern, einen der renommiertesten internationalen Jazzclubs, zeigte er sein Können mit seinem eigenen Trio und spielte voll poetischer Inspiration. Die "Wiener Zeitung" sprach mit dem Jazzpianisten nach seinem virtuosen Auftritt.

"Wiener Zeitung": Sie gelten als "alte Seele des Swing". Wie definieren Sie diese Musik?
Dan Nimmer: Mit meinem Spiel verfolge ich die Evolution des Swing bis in die moderne, heutige Zeit. Die Grundidee ist, dass alle Phasen des Swing immer präsent sind. Jeder Moment im Swing ist modern und fortwährend neu. Er erneuert sich ständig, denn ein Swingrhythmus ist zeitlos und altert nie. Jazz ist für mich, wenn du diese Gemeinschaft von Musikern hast, die zusammen swingen. Und wo Swing ist, gibt es Hoffnung.
Pianist Robert Glasper sagte einmal, Jazz sei heute oft eine Geschichtsstunde, anstatt dass man einfach Musik macht, die Spaß macht.
Das sehe ich nicht so. Wir wollen aus der Vergangenheit schöpfen, ihr unseren eigenen Stempel aufdrücken und den Stil beibehalten. Und wir sind damit nicht in einer Traditionsfalle gefangen oder engstirnige Gralshüter.
Teilen Sie die Sichtweise: Im Jazz gibt es keine Fehler?
Lassen Sie es mich so sagen: Wenn du mit deinen Musikern die richtige Verbindung hast, wenn du diesen bestimmten Ausdruck hast, dann freut den Zuhörer ein vermeintlich falscher Ton genauso. Im Jazz geht es nicht unbedingt immer um totale Perfektion. Es gibt Musiker, die perfekt sein wollen, aber das wird dann oft steril und kalt.
Wie sind Sie zum Jazz gekommen? Hatten Sie Klavier studiert?
Ich habe anfangs tatsächlich klassisches Klavier studiert. Aber davor spielte ich Schlagzeug. Wahrscheinlich, weil es das Hobby meines Vaters war. Bei uns zuhause lief immer Musik. Nicht unbedingt ständig Jazz, sondern auch Earth, Wind and Fire oder George Benson. Meine Tante vererbte uns ein Klavier. Es war ein 100 Jahre altes Hofner und ziemlich verstimmt. Ein paar Oktaven unter dem mittleren C klangen ein bisschen wie Donner (lacht). Vielleicht lebten noch ein paar
alte Seelen in dem Klavier. Und kann sein, dass ich dank ihnen dahin gekommen bin, wo ich jetzt bin. Am ersten Tag im Milwaukee Conservatory of Music schickte uns Jazzdozent Mike Davis los, ein paar Jazzplatten auszuwählen, und ich entschied mich für Oscar Peterson und Miles Davis.