Es ist dann eh alles gut gegangen. Zumindest, wenn man es so betrachtet, dass die "Amadeus Austrian Music Awards" am Beispiel des diesbezüglich skandalträchtigen "Echo" durch eine Auszeichnung für Dicke-Macker-Rapper mit Hang zu Antisemitismus und dem üblichen frauenfeindlichen Zeugs auch abgeschafft werden hätten können.

Mit gerade auch in Deutschland erfolgreichen bis sehr erfolgreichen Rappern wie dem erwachsenen Halbstarkenduo Chakuza & Bizzy Montana und Raphael Ragucci alias RAF Camora wären ja wenigstens zwei Kandidaten nominiert gewesen, die deine Mutter jederzeit grob beleidigen können.

Stärke: Substanzlosigkeit

Tatsächlich wurde RAF Camora am Donnerstag im Wiener Volkstheater dann zwar auch in der Kategorie "Hip-Hop/Urban" mit einem "Amadeus" beschenkt. Eventuell hat man sich aber bereits vorab außergerichtlich geeinigt, standesgemäß Schutzgeld fließen lassen oder irgendeine andere Lösung gefunden, um jeden möglichen Ansatz von Aufregung schon im Keim zu ersticken.

RAF Camora war nicht nur nicht da. Er war der einzige Preisträger, der auch via Videozuspieler keine Dankesworte an das Publikum gerichtet hat. Oder richten durfte, so genau weiß man es nicht, es könnte Musikpreisen in verrückten Zeiten wie diesen ein Anliegen sein, dass jemand, der sein Geld mit Worten verdient, endlich die Pappn hält. Eine Ausnahme stellte Rapperin Yasmo dar, die samt Frauenchor ein feministisches Manifest geben durfte, wodurch dem männlich dominierten "Amadeus" zumindest ein Kunststück gelungen ist: Das mit dem Feigenblatt hat funktioniert.

Der traditionell nicht aufgrund von Rap-Skandalen, sondern wegen seiner Substanzlosigkeit und Irrelevanz gescholtene "Amadeus" ist diesen seinen traditionellen Stärken heuer mehr denn je treu geblieben. Alles, was man über den Abend wissen muss, ist bereits in der Auszeichnung "Album des Jahres" für das Kabarettisten-Duo Pizzera & Jaus mit "Unerhört solide" enthalten - oder von der Tatsache erklärt, dass sich die vor allem mit einem Männerdutt auffallende Band Folkshilfe in der Kategorie "Songwriter des Jahres" gegen das Nockalm Quintett durchsetzen konnte. Immerhin, und das muss man dem Trio zugutehalten, gab ihr großer Hit das Motto des Abends vor: "Mir laungts!"

Wanda ("Pop/Rock", "Song des Jahres") und Bilderbuch (in den Nebenkategorien "Live-Act des Jahres" und "Best Sound") durften sich den sogenannten Preisregen mit je zwei Trophäen teilen. Marco Michael Wanda hat man beim Spritzer-weiß-Abusus erlebt, Bilderbuch (wie gesagt: "Live Act") waren statt im Volkstheater auf Tour. Sie sahen in der Grußbotschaft so müde aus, wie Möwe ("Electronic/Dance") offenbar sagen wollten, dass sie es sind. Das Duo informierte darüber, dass das Musikerleben nicht immer "leiwand" ist und man "irgendwann einmal die Krot fressen" muss. Seltsam, bei den Grammys klingt alles immer so euphorisch.

Umziehpausen und Dialekt

Völlig zu Recht und leider zu spät wurde Wilfried - er ist im Vorjahr verstorben - für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Rudi Dolezal beschäftigte sich in der Laudatio nicht zuletzt mit sich selbst - und seinem Status als Wilfried-Freund. Spätestens ab "Keith Richards hat einmal zu mir gesagt . . ." musste man weghören.

Im Showblock gab jemand namens Melissa im Prostituiertenlook Blitzhüttenpop mit steirischer Knopfharmonika. Conchita Wurst hat zwischen den gewohnten Umziehpausen überraschend im Dialekt moderiert. Der Amadeus 2018 klang so: "Jetzt damma nimma long umma!"