Verschmuste Partnerschaft , jedenfalls auf dem PR-Foto: Die Swing-Novizin Lady Gaga schlägt sich an der Seite von Tony Bennett überraschend respektabel. - © Steven Klein/Universal Music
Verschmuste Partnerschaft , jedenfalls auf dem PR-Foto: Die Swing-Novizin Lady Gaga schlägt sich an der Seite von Tony Bennett überraschend respektabel. - © Steven Klein/Universal Music

Man muss nicht viele Hörproben der Marke Crossover genossen haben, um den Verdacht zu hegen: Das Genre könnte noch schlechter sein als sein Ruf. Das ist an sich schade. Immerhin ist Neugierde - im speziellen Fall: die eines Künstlers auf eine Musik fernab seines Schaffens - durchaus sympathisch. Die daraus resultierenden Erkundungen sind es in der Regel aber nicht. Man braucht da gar nicht an die Blockbuster-Banalitäten einer Vanessa-Mae denken (Sie erinnern sich: die G-String-Virtuosin mit der Technogeige) oder ihres Nachfolgers David Garrett. Es irrt der Künstler, sobald er dem Crossover zustrebt. Jedenfalls meist. Stings Stimme etwa erwies sich als zu schmächtig, um in die Barocktrauerhaine eines John Dowland vorzudringen; Plácido Domingo wiederum bedröhnte die schicken Soullandschaften eines Xavier Naidoo mit seiner Operninbrunst - schreckliche Missverständnisse.

Alte Schule mit Zeitgeist-PR


Vor diesem Zwielicht betrachtet, nimmt sich die jüngste Tat der Lady Gaga nahezu glanzvoll aus. Ganz allgemein erklärt: Es handelt sich hierbei um eine New Yorkerin, die ihre kreativen Energien vor allem in einen Dresscode der Sorte "Allegorie der zeitgenössischen Kunst" pumpt; musikalisch produziert sie vor allem robusten Dancefloor für die Rummelplätze dieses Planeten. Die 28-Jährige also hat sich nun mit "Cheek to Cheek" (Interscope/Universal) auf das Terrain des Swing gewagt.

Nun ist das natürlich nicht so ein weiter Sprung, wie ihn Domingo oder Sting hüpfen wollten. Und: Es drohte der selbst ernannten Frau Artpop schon deshalb keine Bruchlandung, weil sie einen gewieften Duopartner gewonnen hat - nämlich Tony Bennett. Der Edel-Crooner ist nicht nur der letzte Überlebende der Las-Vegas-Lebemänner rund um Frank Sinatra. Über Auftritte für "MTV Unplugged" und mit Amy Winehouse in die Pop-Arena der Gegenwart zurückgekehrt, besitzt Bennett mittlerweile einschlägiges Know-how über die heutige Produktionslogik. Dies schlägt sich zwar nicht im Sound des neuen Albums nieder, wohl aber im begleitenden PR-Getöse. Es setzte den Endverbraucher nicht nur über eine Fortsetzung der Kooperation Gaga/Bennett unter merkantilen Vorzeichen in Kenntnis (nämlich in Form eines Werbespots für einen globalen Fetzenladen). Man gab auch den Society-Affen Zucker. Im Zuge der - nach PR-Fotos zu urteilen: verschmusten - Zusammenarbeit habe der 88-Jährige auch ein Aktbild der jungen Lady verfertigt (ja, nackt!).