Die unvergessliche Marylin Monroe erwärmte die Herzen von Soldaten im Koreakrieg. - © Bettmann/CORBIS
Die unvergessliche Marylin Monroe erwärmte die Herzen von Soldaten im Koreakrieg. - © Bettmann/CORBIS

Es war ein gutes Jahr für Nekrophilie. Bereits im Mai hat Justin Timberlake Michael Jackson exhumiert. Für die Single "Love never felt so good". Diesen ausgesprochen gut gelaunten Disco-Song hatte Jackson bereits 1983 aufgenommen - das gibt ihm seinen sympathischen Retrosound. Für das posthum veröffentlichte Jackson-Album "Xscape" wurde er nun aus dem Archiv gekramt. Und obwohl Michael Jackson nach wie vor unter den verblichenen Künstlern der ist, der am meisten verdient, hat man nicht ganz drauf vertraut, dass er allein den Verkauf ankurbelt. Also wurde das Ganze eben auch als Duett mit Justin Timberlake veröffentlicht. Jenem R’n’B-Star, von dem man annehmen kann, dass er abertausende Teenagergirls zum Albumerwerb animiert, die von Michael Jackson im besten Falle bei einer Nostalgie-Mottoparty gehört haben. Im schlechtesten Fall von ihren Eltern.

Dazu gab es ein Video, in dem Jacksons Tanzstil gehuldigt wird und in dem Timberlake lässig den Zeigefinger aufschnalzen lässt, um an "Michael!" zu übergeben, der ihm sodann gütig zuzwinkert. Es war also dafür gesorgt, dass trotz aller Moonwalk-, In-den-Schritt-greif- und Kniewackel-Euphorie kein Auge trocken bleibt. Weil immerhin, tragisch: Der Mann ist ja nicht mehr unter uns.

Ehre oder Leichenfledderei?


Nun ist diese postvitale Kooperation von Michael Jackson und Justin Timberlake eines der guten Beispiele für das durchaus verbreitete und auch nicht unumstrittene Phänomen "Posthume Duette". Hat doch Justin Timberlake nie ein Hehl daraus gemacht, dass er große Teile seines kreativen Erscheinungsbildes bei Michael Jackson abgesaugt hat. Timberlake hat dem Jackson-Tanzstil schon gehuldigt, da war der noch putzmunter. So ist dieses posthume Video, Gewinnmaximierung hin oder her, keine aufgesetzte Anbiederung an einen toten Weltstar, sondern irgendwie in seiner Konsequenz fast rührend.

Barry Manilow bei einem Auftritt in Texas im vergangenen Jahr. - © Scott Moore/Retna Ltd.
Barry Manilow bei einem Auftritt in Texas im vergangenen Jahr. - © Scott Moore/Retna Ltd.

Meistens verhält es sich ambivalenter am schmalen Grat zwischen Hommage und Leichenfledderei, wenn Sänger zur Exhumierung von Kollegen antreten. Die ungekrönte Königin unter den musikalischen Totenerweckern ist natürlich Natalie Cole, ihr Lazarus ist ihr Vater Nat King Cole, den sie gleich für mehrere Songs wiederbelebt hat. Einer von jenen, die es am häufigsten erwischt, ist Frank Sinatra. Robbie Williams war es so wichtig, mit seinem Idol zu singen, dass er sich für sein Album "Swing when you’re winning" in die Tonspur von "It was a very good year" hineinreklamiert hat.