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Schnaps, Berge und Ideen

Von Siobhán Geets

Politik

Das Europäische Forum Alpbach steht heuer unter dem Motto "Freiheit und Sicherheit".


Wien/Alpbach. Freiheit und Sicherheit - das sind nicht nur Schlüsselbegriffe für aktuelle Entwicklungen weltweit, sondern auch die beiden großen Themen, um die sich das Europäische Forum Alpbach von 14. bis 30. August drehen wird. "Derzeit neigen wir dazu, die Freiheit für mehr vermeintliche Sicherheit aufzugeben", sagte Alpbach-Präsident Franz Fischler bei der Programmpräsentation am Mittwoch in Wien. Eine gute Balance zwischen den beiden Bereichen habe die Gesellschaft noch nicht gefunden.

So steht in der aktuellen Debatte die Frage im Vordergrund, wie die individuelle Freiheit maximiert werden könne. "Wenn es aber darum geht, die Gesellschaft als ganze freier zu machen, dann schaut die Welt schon ganz anders aus." Entscheidend sei dabei der Umgang mit Innovationen - nicht nur im technischen Bereich, sondern auch im gesellschaftlichen Sinn. Hier müssten Zivilgesellschaft, Politik, Wirtschaft sowie Kunst und Kultur zusammenarbeiten. Der Auftrag des Forum Alpbachs bestehe darin, nicht nur zu beschreiben, wie eine freie Gesellschaft aussehen kann, sondern auch darüber nachzudenken, wie sie erreicht werden kann.

"Problem mit der Angst"

Fischler erinnerte an das Credo des Philosophen Karl Popper, zu Lebzeiten regelmäßig Gast in Alpbach: "Wir müssen für die Freiheit planen, nicht für die Sicherheit." Widersprüche ergeben sich durch die Verstrickung der beiden Bereiche. Der ehemalige EU-Landwirtschaftskommissar verwies etwa auf den Verkehr, "wo uns die Sicherheit plötzlich nicht mehr so wichtig ist". Ein Problem sieht der ehemalige ÖVP-Politiker darin, dass soziale Sicherheit für neoliberale Politik aufgegeben werde.

Fischler macht ein "Problem mit der Angst" aus, dabei helfe es nicht, sich zu fürchten: "Wir müssen darüber reden, wie wir Angst nehmen können, und nicht, wie wir sie schüren." Es gebe ohnehin schon genug Menschen, die das versuchten. Als Garant für die gesellschaftliche Freiheit sieht Fischler die Demokratie - und holte zu einem Seitenhieb gegen den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban aus: "Illiberale Demokratie ist per definitionem keine Demokratie."

Kickl kommt nicht

Neu ist heuer, dass es nur noch eine einzige Eröffnung des Forums geben soll und nicht wie bisher eine Zeremonie für jeden großen Themenblock. "Wir wollen weg von den Bildern schnapstrinkender Politiker in den Zeitungen", sagte Fischler augenzwinkernd. Die Keynote Speech soll die ungarische Philosophin und Holocaust-Überlebende Agnes Heller halten. Aus der österreichischen Politik haben sich neben Bundeskanzler Sebastian Kurz und Bundespräsident Alexander Van der Bellen zahlreiche Minister angekündigt. Eingeladen war auch Innenminister Herbert Kickl, doch er will nicht ins Bergdorf kommen. Geplant war, dass Kickl mit dem Schriftsteller Ilija Trojanow über Bürgerrechte diskutiert ("Weniger Freiheit für mehr Sicherheit?"). Weil der Minister absagte, findet die Debatte am 25. August mit EX-FPÖ-Justizminister Dieter Böhmdorfer statt.

Studenten aus 110 Ländern

Erfreut zeigten sich Fischler und Alpbach-Geschäftsführer Philippe Narval darüber, dass sich zahlreiche Studenten aus 110 Ländern angekündigt haben. "Vor zehn Jahren hatten wir Stundenten aus rund 30 Ländern in Alpbach, letztes Jahr waren es schon 90 Staaten", sagte Narval. Insgesamt werden 5200 Teilnehmer im Tiroler Bergdorf erwartet.

Der Geschäftsführer des Forum Alpbach will auch das Verhältnis zwischen Europa und Afrika beziehungsweise China aufgreifen. Hier könnten die Studierenden aus den unterschiedlichen Ländern einen wichtigen Beitrag leisten. "Die Mischung aus Generationen, Ideen und Themen ist einzigartig in Europa", warb Narval für das Europäische Forum Alpbach. Diese Mischung bräuchte es auch, um Antworten auf aktuelle Probleme zu finden.