Gut möglich, dass das ehemals kommunistische Tschechien sensibler auf Cyber-Bedrohungen reagiert. Immerhin sind in Prag auch viele Organisationen angesiedelt, die sich etwa mit dem russischen Einfluss beschäftigen, wie die NGO "European Values" mit dem "Kremlin Watch Programme". Zum anderen können die Tschechen auch aus ihrer technischen Tradition - nicht zuletzt im Kommunismus - schöpfen, meint Balazik, zurück in der Cyberabwehr-Villa. "Außerdem haben wir einen starken Bankensektor, der sehr profitabel ist und schlichtweg Geld für IT-Security auf der Kante hat", sagt er. Immerhin müsse in sensiblen Bereichen wie Online-Banking, Gesundheit und Transport besonders auf IT-Security geachtet werden.

Kunden aus Kraftwerksbereich

Wie ein Heerführer stolziert Balazik durch die Villa, die helle Lobby, die "Schulklassen" mit den Standcomputern und den konspirativen "Hackerraum". Und irgendwann sagt er: "Im Netz herrscht Krieg." Phishing, Malware, Hacker - dass im Netz überall Gefahren lauern, das gehört freilich zu seinem Verkaufsargument. Doch letztlich erhöhe nichts so sehr die Sensibilität, wie wenn wirklich etwas passiert. Wie bei einer Phishing-Attacke vor wenigen Monaten beim größten tschechischen Mailanbieter seznam.cz, 200.000 User waren betroffen. Oder wie 2015, als ein Hackerangriff in der Westukraine zum ersten Mal zu einem Blackout führte und 230.000 Menschen für mehrere Stunden ohne Strom waren.

Das Konzept für Cyber G stammt eigentlich von einem Partner aus Israel ("Cyber Gym" - zu deutsch: Cyber-Fitness), der sich schon früh auf Cyberabwehr spezialisierte. Wer hier in der Prager Vorortvilla trainiert, ist aber streng geheim. Balazik: "Niemand gibt gerne offen zu, dass er ein Sicherheitstraining braucht." Nur so viel: 30 Prozent der Kunden kommen aus dem Kraftwerksbereich. Diskretion ist am Ende die härteste Währung dieser Branche.