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Adieu an der EU-Spitze

Von Martyna Czarnowska

Politik

Ratspräsident Tusk überreichte sein Amt symbolisch an Michel, Kommissionspräsident Juncker erschien ein letztes Mal im Pressesaal.


Brüssel. Manche hätten ihn gern öfter im Pressesaal gesehen. In jenem Raum in einem Untergeschoß des Brüsseler Berlaymont-Gebäudes, des Sitzes der EU-Kommission, in dem montags bis freitags zu Mittag die Sprecher der Behörde den EU-Korrespondenten Rede und Antwort stehen. Auch Kommissare begeben sich manchmal von ihren höher gelegenen Büros runter zu den Medienvertretern, um auf dem Podium vor den Sesselreihen mit ihren Mikrofonen (für Fragen) und Kopfhörern (für Übersetzungen) Gesetzesentwürfe oder andere Vorhaben zu präsentieren.

Der Präsident selbst war selten dort zu Gast. Doch am Freitag, beim letzten Mittagsbriefing der scheidenden Kommission, trat Jean-Claude Juncker noch einmal vor die Journalisten, begleitet von Applaus - und eine halbe Stunde später ebenso verabschiedet. Es war, trotz unterschiedlicher Bewertungen zu Junckers Arbeit, ein Zeichen des Respekts für einen Mann, der mehr als drei Jahrzehnte lang die EU-Politik mitgestaltet hat. Und der Europa als seine "große Liebe" bezeichnet. Daran wollte Juncker auch seinen einzigen Rat an seine Nachfolgerin Ursula von der Leyen geknüpft wissen: "Ich werde ihr sagen, sie soll auf Europa aufpassen. Man muss auf Europa aufpassen." Am Sonntag übernimmt die Deutsche von dem Luxemburger offiziell das Amt.

Eine andere, symbolische, Staffelübergabe erfolgte bereits am Freitag auf der gegenüberliegenden Straßenseite, im Ratsgebäude, wo die Vertreter der Mitgliedstaaten zu ihren Sitzungen zusammenkommen. Denn auch Ratspräsident Donald Tusk verabschiedet sich von seinem Posten und nimmt jenen des Präsidenten der Europäischen Volkspartei an.

Sein Nachfolger Charles Michel, offiziell ebenfalls ab Sonntag im Amt, bekam auch ein Lob auf Europa zu hören. Das sei "der beste Platz auf der Welt, zumindest solange es der Kontinent der Freiheit und Rechtsstaatlichkeit ist", sagte Tusk. Dann überreichte der polnische Ex-Premier dem belgischen Ex-Ministerpräsidenten eine Glocke, zu benutzen bei den Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs, die künftig Michel leiten wird. "Ich werde sie weise und laut benutzen, wenn es notwendig ist", versprach Michel. Die nächste Gelegenheit dazu hat er bereits in zwei Wochen.