Athen. Rund 20.000 Menschen leben im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos - gebaut wurde es für nicht einmal 3000. Seit Wochen warnen Hilfsorganisationen davor, dass sich das Coronavirus, einmal dort angekommen, ungehindert ausbreiten und zahlreiche Todesopfer fordern würde. In Moria leben die Menschen auf engstem Raum, es gibt nicht genügend Wasserquellen, es mangelt an Ärzten, Medikamenten und Nahrungsmitteln.

Deshalb will Athen nun 2380 Schutzsuchende aus den Lagern auf den Inseln im Osten der Ägäis zum Festland bringen. Laut Migrationsminister Notis Mitarakis sollen vor allem ältere und kranke Menschen sowie Familien in den zwei Wochen nach dem orthodoxen Osterfest am 19. April aufs Festland gebracht werden.

Für sie würden Hotels, Wohnungen und Lager vorbereitet. "Wir schützten damit die Menschen, die in den Lagern leben und die Einwohner der Inseln", so Mitarakis.

Notfallplan für Lager

Bisher sind in den Lagern auf den Inseln keine Corona-Infektionen registriert worden. Es sei aber nur eine Frage der Zeit, bis dieser Fall eintrete, sagte der Leiter der Zweigstelle der Hilfsorganisation Ärzte der Welt auf der Insel Lesbos, Dimitris Patestos, der Deutschen Presse-Agentur.

Laut "Spiegel" plant die griechische Regierung, im Notfall Erkrankte und potenziell Infizierte aus den Lagern zu evakuieren. Sie sollen mitunter auch in Hotels, auf Schiffen und in Fußballstadien untergebracht werden. Falls sich das Virus rasch ausbreitet, sollen Kranke von Gesunden getrennt und die kleinere Gruppe evakuiert werden. Die Gesundheitskontrollen rund um die Lager auf den Inseln Lesbos, Chios, Samos, Leros und Kos hat Athen bereits mit zusätzlichem Personal und Container-Isolierstationen verstärkt. Zudem dürfen die Lager nur mit einer Genehmigung der Polizei verlassen werden. Jeder neu aus der Türkei Ankommende muss für 14 Tage in Quarantäne.

Eigentlich hatten sich zehn EU-Staaten bereit erklärt, 1600 Kinder und Jugendliche aus griechischen Lagern aufzunehmen, doch das verzögert sich. Luxemburg machte nun den Anfang, dort kamen am Mittwoch zwölf Kinder und Jugendliche an. Deutschland will bald nachziehen.(apa/dpa)